Pharma-Fusion:Legal und unmoralisch

Viagra-Firma kauft Botox-Firma. Nein, andersherum...

Von Björn Finke

Es ist ein Rekordgeschäft: Der Viagra-Hersteller Pfizer aus New York übernimmt den Botox-Hersteller Allergan aus Dublin und steigt so zum größten Pharmakonzern der Welt auf. Einen Rekord stellt der Kauf noch in einer anderen Hinsicht auf: Noch nie wurde so viel Geld für eine Fusion ausgegeben, um Steuern zu sparen. Damit ist der Zusammenschluss ein Symbol dafür, was alles schiefläuft bei der Firmenbesteuerung.

Irland belastet Gewinne mit viel niedrigeren Sätzen als die Vereinigten Staaten. Deswegen konstruierten die Juristen die Übernahme so, dass auf dem Papier Allergan die Firma Pfizer kauft, auch wenn der fusionierte Konzern Pfizer heißen wird. Fiskalisch ist dadurch Dublin statt New York neuer Firmensitz - was Milliarden an Steuern spart. Andere US-Konzerne haben in der Vergangenheit Zusammenschlüsse ähnlich abgewickelt.

Das ist alles völlig legal, aber völlig unmoralisch. Unternehmen sind angewiesen auf gute Straßen, clevere Hochschul-Absolventen und offene Weltmärkte. Sie sind also darauf angewiesen, dass leistungsfähige Staaten in Ausbildung und Infrastruktur investieren und sich für ihre Firmen weltweit einsetzen. Doch dafür brauchen die Regierungen Steuereinnahmen. Bringen Manager ihre Heimatländer mit Steuertricks um Milliarden, gefährden sie die Grundlagen des eigenen Erfolges. Pfizers Pharma-Fusion stellt einen sehr traurigen Rekord auf.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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