Pflege:Deutscher Geiz

Die Pflegekrise hierzulande hängt maßgeblich mit der Unterfinanzierung des Systems zusammen, das zeigt auch der internationale Vergleich. Angehörige, vor allem Frauen, zahlen den Preis. Eine Vollpflegeversicherung wäre die beste Lösung.

Von Edeltraud Rattenhuber

Fast vier Millionen Menschen erhalten derzeit Leistungen aus der Pflegeversicherung, bis 2050 könnten es fast sechs Millionen sein. Die Deutschen werden immer älter, und mit dem Alter steigt das Pflegerisiko. Die große Frage, woher Geld und Personal für deren menschenwürdige Versorgung kommen soll, bleibt allerdings unbeantwortet.

Diese chronische Unterfinanzierung ist auch im internationalen Vergleich beschämend: Norwegen, Schweden, die Niederlande und Belgien geben gemessen an der Wirtschaftsleistung deutlich mehr für die Pflege aus als Deutschland. Diese Knausrigkeit bezahlen die Angehörigen der Pflegefälle: 2000 Euro kostet schon jetzt im Schnitt ein Heimplatz. Wer sich das nicht leisten kann, pflegt zu Hause. Meist Frauen verzichten dabei auf Gehalt und Zeit, denn sie bekommen von der Pflegekasse nur einen Bruchteil dessen ausbezahlt, was Pflegedienste erhalten.

Die Forderung der Linken im Bundestag, künftig auch Beamte und Privatversicherte in die gesetzliche Pflegeversicherung einzahlen zu lassen, ist daher nur folgerichtig. Dass Menschen in Würde alt und krank sein können, dass für ihre Pflege angemessene Ressourcen zur Verfügung stehen, war einst das Versprechen der Pflegeversicherung. Solange sich nicht alle daran beteiligen, bleibt es leider eine Lüge.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: