Petersberger Klimadialog:Der Zweifler und die Energiewende

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Erneuerbare Energien würden immer billiger, lobt die Kanzlerin. Nun will sie auch bei US-Präsident Trump für Klimaschutz werben.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Vor dem Gebäude verlangen Umweltschützer den Ausstieg aus dem Kohlestrom, drinnen lobt die Kanzlerin die Alternativen. "Die Energiewende zeigt: Ist der Anfang geschafft, dann gehen die Kosten zurück", sagt Angela Merkel. "Weltweit ist der Preis für erneuerbare Energien enorm gesunken." Selbst die Stromversorgung sei trotz des "rasanten Ausbaus" sicher. Im Publikum: Vertreter aus 35 Staaten beim Petersberger Klimadialog. Aus Entwicklungsländern und Industriestaaten, von Pazifik-Inseln und aus aufstrebenden Schwellenländern. Die deutsche Energiewende beweise, "dass Wohlstand und Nachhaltigkeit durchaus Hand in Hand gehen können", sagt die Kanzlerin.

Zuvor hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, OECD, eine Studie mit ganz ähnlichen Ergebnissen vorgelegt. "Die Botschaft ist sehr klar", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría, "Klimaschutz und Wachstum sind vollkommen kompatibel." Stattdessen werde aber oftmals unterschätzt, welche Kosten sich durch einen energischen Kampf gegen die Erhitzung der Erde einsparen ließen. Dafür allerdings brauche es einen gehörigen Aufpreis für klimaschädliche Emissionen. Das findet Merkel auch. "Das beste wäre, wenn der Ausstoß schädlicher Emissionen weltweit seinen Preis hätte", sagt sie. Die OECD-Studie war schließlich auf Betreiben der Bundesregierung entstanden - mit Blick auf die deutsche Präsidentschaft im Industrie- und Schwellenländerforum G 20. Und ganz offensichtlich auch mit Blick auf konkrete Teilnehmer beim Gipfeltreffen in Hamburg. "Ich versuche, auch Zweifler zu überzeugen", sagt Merkel.

Wer das sein könnte, sagt sie nicht - wohl aber der Premier der Fidschi-Inseln, formal Gastgeber des nächsten Klimagipfels im November in Bonn. Es gebe einen "elephant in the room", sagt Frank Bainimarama. "Und das ist die Herausforderung, die die neue Administration in den USA darstellt." Ein "Elefant im Raum" ist im Englischen ein Hindernis, das alle sehen, über das aber keiner spricht. Die Kanzlerin bleibt diplomatisch, wenige Tage vor dem G-7-Treffen in Sizilien, bei dem sie auf US-Präsident Donald Trump treffen wird. Er hadert mit dem Klimavertrag. Was den Elefanten im Raum angehe, sagt sie: "Da kümmern wir uns auch drum." Nur müsse man da "klug und zurückhaltend" herangehen. Sonst erreiche man das Gegenteil.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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