Peru: Präsident Humala:Triumph des Kriegers

Die Peruaner müssten sich zwischen "Pest und Cholera" entscheiden, unkten Analysten vor der Stichwahl. Nun hat der linke Nationalist Ollanta Humala gewonnen - und verspricht eine Regierung der nationalen Einigung.

1 / 7
(Foto: REUTERS)

Überraschendes Ergebnis in Peru: Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt hat sich nach ersten Hochrechnungen der linksgerichtete Ollanta Humala gegen die rechtskonservative Abgeordnete Keiko Fujimori durchgesetzt. Nach Auszählung von 85 Prozent der Stimmen kam Humala auf 51,5 Prozent. Keiko Fujimori, Tochter des autokratischen Ex-Präsidenten Alberto Fujimori erhielt 48,5 Prozent. Das teilte die unabhängige Wahlbeobachtungsgruppe Transparencia mit.

2 / 7
(Foto: dpa)

Bereits kurz nach Schließung der Wahllokale hatten erste Hochrechnungen privater Institute Humalas Sieg verkündet. Der 48-Jährige hat indianische Wurzeln. Ollanta ist ein Name aus der Sprache der Aymara-Indianer. Er bedeutet: "Der Krieger, der von oben alles sieht". Landesweit feierten die Anhänger des "Kriegers" auf den zentralen Plätzen der Städte, wie hier auf der Plaza 2 de Mayo in der Hauptstadt Lima.  Die Wahlbeteiligung lag bei 85 Prozent. Von den abgegebenen Stimmen waren 95 Prozent gültig. In Peru herrscht Wahlpflicht.

3 / 7
(Foto: AP)

Die Verliererin Keiko Fujimori war noch vor Bekanntgabe der ersten offiziellen Stimmauszählungen vor ihre Anhänger getreten. Die 36-Jährige verwies auf die inoffiziellen Hochrechnungen und erklärte lapidar: "Wenn die offiziellen Ergebnisse diese Zahlen bestätigen, werde ich als Erste diese Ergebnisse anerkennen." Kurz darauf begannen Arbeiter mit dem Abbau der Bühne und ihre Anhänger zogen ab.

4 / 7
(Foto: REUTERS)

Bereits am 10. April 2011 war in Peru gewählt worden. Da damals aber keiner der Präsidentschaftskandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, wurde für den 5. Juni eine Stichwahl angesetzt.

5 / 7
(Foto: AFP)

In den fast zwei Monaten Wahlkampf fiel es weder Humala noch Fujimori leicht, Wähler der politischen Mitte anzulocken. Von einer Wahl zwischen "Pest und Cholera" war die Rede, oder wie der Nobelpreisträger Vargas Llosa in der größten peruanischen Zeitung El Comercio zitiert wurde, eine Stichwahl zwischen "Krebs und Aids im Endstadium". Seine Gegner hatten Humala im Wahlkampf vorgeworfen, er sei ein Wolf im Schafspelz, der dem in Peru unbeliebten venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez nacheifern wolle. Dass er sich im Wahlkampf relativ gemäßigt geäußert habe, sei nur Wahltaktik gewesen. Er werde die Wirtschaft mit sozialistischen Experimenten ruinieren und die Demokratie aushöhlen.

6 / 7
(Foto: AFP)

Fujimori hingegen schien in erster Linie von dem Ziel getrieben, ihren Vater, den im Gefängnis sitzenden Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, freizubekommen. Sie verspach die nahtlose Fortsetzung seiner Politik und meinte damit die Inflationsbekämpfung, die Ankurbelung der Wirtschaft und den rücksichtslosen Kampf gegen linke Rebellen. Alberto Fujimori befindet sich wegen Menschenrechtsverletzungen in Haft. Vor 20 Jahren setzte er Todesschwadronen gegen Widersacher ein und überzog das Land mit einem Spitzel- und Korruptionssystem. Vielen Peruanern ist das noch in schmerzlicher Erinnerung.

7 / 7
(Foto: AP)

Diese Erinnerungen haben Fujimori sicherlich Stimmen gekostet. Möglicherweise waren das die entscheidenden. Der Ex-Militär Humala jedenfalls darf aufgrund seines knappen Vorsprungs am 28. Juli in den Präsidentenpalast von Lima einziehen. Humala kündigte nur wenige Stunden nach seinem Sieg die Bildung einer Regierung der nationalen Einigung an. Das Wirtschaftwachstum werde der Motor der sozialen Integration sein, sagte er. Für Lateinamerika bedeutet der Wahlsieg Humalas wohl eine Stärkung des regionalen Führungsanspruchs von Brasilien. Der noch amtierende sozialdemokratische Präsident Alan García wurde dagegen eher dem Lager der konservativen Pazifikanrainer Chile, Kolumbien und Mexiko zugerechnet, die eine enge politische Beziehung zu den USA pflegen.

© sueddeutsche.de/afp/dpa/jube - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: