Personalfrage:Die Bürde des Amtes

Lesezeit: 2 min

Die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan will nun doch nicht Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung werden. Mit ihrer Entscheidung macht sie den Weg frei für einen anderen vielversprechenden Kandidaten.

Von Robert Probst

Diese Reise ins Schwabenland hat sich für Annette Schavan durchaus gelohnt. Am Sonntag bekam sie in Bodnegg (Landkreis Ravensburg) die Goldene Schwarzwurst für ihre Verdienste in der CDU verliehen. Diese Wurst - traditionell direkt nach der Schlachtung aus gekochten Zutaten vom Schwein hergestellt, im Naturdarm abgefüllt und danach kalt geräuchert - wird jährlich an bedeutende und auch humorvolle Politiker verliehen. Beim Festakt gibt es außer der deftigen Delikatesse auch Speisen für Vegetarier, die Laudatio hält der Vorjahrespreisträger, dieses Jahr war es die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz.

Annette Schavan, 62, kam aus Rom und dorthin fliegt sie nach dem Wochenende auch wieder zurück. Kurzzeitig hatte es aber so ausgesehen, als würde sie demnächst einen interessanten Job in Sankt Augustin bei Bonn antreten. Doch dazu wird es nicht kommen. Denn für deren Samstagsausgabe sprach sie mit der Schwäbischen Zeitung und sagte einen bedeutenden Satz: "Für den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung stehe ich nicht zur Verfügung." Im Magazin Spiegel stand am gleichen Tag ein Bericht, in dem Schavan zitiert wurde mit den Worten: "Wenn ich vorgeschlagen werde, werde ich mich damit beschäftigen." Es gebe Menschen, die sie für die richtige Kandidatin hielten, aber sie habe sich selbst nie ins Spiel gebracht. Jetzt nahm sie sich selbst aus dem Spiel. Was war passiert?

In einer Facebook-Gruppe kursiert ein Papier mit Seitenhieb gegen Schavan

Mit ihrem Rückzieher reagierte Schavan, eine enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel, auf den heftigen Widerstand, der ihr entgegengeschlagen war. In den vergangenen Tagen war immer öfter von Querelen bei der Diskussion um die Nachfolge des derzeitigen Stiftungsvorsitzenden, Hans-Gert Pöttering, 72, berichtet worden. Am 1. Dezember wird bei der CDU-nahen politischen Stiftung neu gewählt. Schavan war, wie auch immer, im Gespräch, Merkel soll das gefallen haben. Doch dies und andere Umstände missfielen offenbar im Umfeld der Stiftung. Aktuelle und ehemalige Stipendiaten warben intern für den früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Als promovierter Sozialwissenschaftler und Honorarprofessor bringe Lammert "die notwendige wissenschaftliche Integrität mit, die für dieses würdevolle Amt notwendig ist", heißt es in einem Schreiben, das in einer geschlossenen Facebook-Gruppe zirkuliert, wie der Tagesspiegel berichtet. Eine Spitze gegen die ehemalige Kultusministerin Schavan, der 2013 der Doktortitel aberkannt worden war. Kurz nach ihrem Rücktritt wurde sie Botschafterin Deutschlands beim Vatikan. Diese Tätigkeit ist bis Mai 2018 befristet.

Lammert, 68, steht jedenfalls zur Verfügung und dürfte als neuer Stiftungsvorsitzender nun gesetzt sein. Der Schwäbischen Zeitung versicherte Schavan, dass sie ihre Aufgaben beim Heiligen Stuhl "gerne und mit Freude" wahrnehme. Deshalb sei sie "nicht auf der Suche nach anderen Tätigkeiten".

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: