Parlamentswahl in Indien:Gandhi-Enkel soll für die Kongresspartei die Wahl gewinnen

Lesezeit: 1 min

Indiens Regierungspartei schickt im Wahlkampf den jüngsten Spross der Gandhi-Familie nach vorn. Premierministerkandidat wird er jedoch nicht. Die Opposition reagiert mit Häme - und freut sich über ihre Umfragewerte.

Rahul Gandhi wird in Indien den Wahlkampf der regierenden Kongresspartei für die im April oder Mai anstehenden Parlamentswahlen anführen. Der 43-jährige Spross der Nehru-Gandhi-Familie gehe aber nicht als Premierministerkandidat ins Rennen, sagte seine Mutter und Parteichefin Sonia Gandhi bei einem Parteikongress in Neu Delhi.

Zuvor war erwartet worden, dass Rahul Gandhi als Kandidat antritt. Das entspreche nicht der Tradition der Kongresspartei, die den Premierminister erst nach der Wahl küre, sagte Parteisprecher Janardan Dwivedi. Bereits Rahul Gandhis Vater, seine Großmutter Indira Gandhi und sein Urgroßvater waren Premierminister in Indien. Die Kongresspartei sei nun bereit für die "Wahl-Schlacht", sagte Sonia Gandhi.

Der Wahltermin steht noch nicht fest, doch muss bis Ende Mai ein neues Parlament gefunden sein. Erwartet wird, dass die Abstimmung in dem 1,2-Milliarden-Einwohner-Land in Abschnitten über mehrere Wochen abgehalten wird. Umfragen sehen die Kongresspartei weit abgeschlagen hinter der hindu-nationalistischen BJP, die ihren Premierministerkandidaten Narendra Modi bereits im September ernannt hatte. Seitdem tourt der charismatisch auftretende Modi mit steigenden Zustimmungswerten durchs Land und erreicht Zehntausende auf Massenkundgebungen.

Opposition überaus populär

Indische Medien sehen in der Entscheidung, Rahul Gandhi nicht direkt gegen Modi antreten zu lassen, eine taktische Abwägung für den Fall, dass die Kongresspartei verliert. Dann könne Gandhi auf lange Sicht trotzdem weiter eine Führungsfigur der Partei sein. BJP-Politiker nannten die Entscheidung schon ein "Eingeständnis der Niederlage".

Auch die neue Antikorruptionspartei AAP, die gerade die Wahl im Stadtstaat Delhi gewonnen hat, ist derzeit überaus populär. Vier Regionalwahlen im November und Dezember hat die Kongresspartei zuletzt verloren. Die Menschen sind enttäuscht darüber, dass die Regierung zuletzt vor allem durch Korruptionsskandale und schlechte Wirtschaftsdaten von sich reden machte. Premierminister Manmohan Singh wird vorgeworfen, in seiner zweiten Amtszeit kaum noch politisch gestaltet zu haben. Der 81-Jährige wird nicht wieder antreten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: