Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen hat das libysche Parlament einen neuen Ministerpräsidenten gewählt. Bei einer Abstimmung in Tripolis setzte sich am Sonntagabend der bislang unabhängige Abgeordnete Ali Sidan gegen den derzeitigen Minister für Kommunalangelegenheiten, Mohammed Harari, durch.
Auf Sidan entfielen bei der Abstimmung des Parlaments 93 Stimmen, auf Harari 85. Sidan erhielt insbesondere die Unterstützung der liberalen Allianz der Nationalen Kräfte (AFN), die 39 Abgeordnete stellt. Dagegen wurde Harari von der islamistischen Partei der Gerechtigkeit und des Aufbaus (PJC) unterstützt, die über 17 Mandate verfügt
Sidan war Diplomat unter dem gestürzten Machthaber Muammar al-Gaddafi, sagte sich allerdings schon in den 1980er Jahren von dem Regime los und schloss sich im Schweizer Exil der libyschen Oppositionsbewegung an.
Die größte Herausforderung für den neuen Regierungschef wird es sein, die Sicherheit in dem von Krisen gebeutelten Land wieder herzustellen. Er soll Libyen nach der Ausarbeitung einer Verfassung im kommenden Jahr zu Parlamentswahlen führen. Sidan hat zwei Wochen Zeit, um sein Kabinett vorzustellen.
Im September hatten die Volksvertreter zunächst den Kompromisskandidaten Mustafa Abu Schagur gewählt. Doch der war an der Bildung eines Kabinetts gescheitert und verlor daraufhin sein Amt.