Palme-Mord:Das ewige Rätsel

Die Aufklärung des Verbrechens hinterlässt viel Unwohlsein.

Von Gunnar Herrmann

Ist es vorbei - oder doch nicht? Nach 34 Jahren präsentiert die Stockholmer Polizei den mutmaßlichen Mörder Olof Palmes und stellt die Ermittlungen ein. Das hätte ein nationales Trauma beenden können. Aber das wird nicht gelingen: Der mutmaßliche Täter ist seit Langem tot, es wird nie zu einem Gerichtsverfahren kommen. Zu vieles bleibt ungewiss.

Die Staatsanwaltschaft hat auch eine ganze Reihe peinlicher Ermittlungsfehler präsentiert - stellenweise eine Bankrotterklärung der Behörde. Dieses Eingeständnis hilft bei der Bewältigung des Verbrechens. Nach 34 Jahren bringt endlich jemand den Mut auf, der Öffentlichkeit klar zu sagen: Die Polizei hat grobe Fehler gemacht. Wir haben es nicht geschafft, den Mörder vor Gericht zu stellen. Die Fehler lassen sich nun nicht mehr korrigieren. Denn es bleiben Fragen, die wohl nie beantwortet werden können. Hatte der mutmaßliche Täter Komplizen? Was war sein Motiv? Hatte er den Mord geplant, oder war es die spontane Tat eines psychisch kranken Waffennarrs?

Nun hat Schweden die Chance zur gründlichen Aufarbeitung dieses unbefriedigenden Ergebnisses. Denn der Palme-Mord wird nicht nur als brutales Attentat und großes Rätsel in die Geschichte des Landes eingehen, sondern vor allem als schreckliches Beispiel von Behördenversagen.

© SZ vom 12.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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