Paketbomben in Rom:Sprengsätze in Botschaften der Schweiz und Chiles

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Nach der Explosion einer Paketbombe in der Schweizer Botschaft in Rom ist auch in der Auslandsvertretung Chiles ein Sprengsatz explodiert. Bei beiden Anschlägen wurde jeweils eine Person verletzt. Die deutsche Botschaft hat die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Anschläge am Tag vor Heiligabend: Bei der Explosion einer Paketbombe in der Schweizer Botschaft in Rom wurde ein Botschaftsangehöriger schwer verletzt. Kurze Zeit später kam es auch in der chilenischen Vertretung in Rom zu einer Explosion. Auch hier gab es einen Verletzten, berichten italienische Medien. Die Ermittler vermuten, dass italienische Anarchisten hinter den Taten stehen könnten.

Carabinieri vor der Schweizer Botschaft in Rom. Kurz darauf explodierte auch in der chilenischen Vertretung ein Sprengsatz.  (Foto: REUTERS)

Auch in der ukrainischen Vertretung wurde am Nachmittag Bombenalarm ausgelöst, doch eine verdächtige Postsendung hat sich nach offiziellen Angaben als ungefährlich erwiesen. Derzeit untersuchen die Sicherheitskräfte laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA alle Botschaften in der Hauptstadt auf Sprengsätze.

Italiens Außenminister Franco Frattini sprach von "einem Akt der Gewalt, den wir aufs schärfste verurteilen". Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat den "feigen Anschlag" verurteilt. "Mein tiefes Mitgefühl möchte ich gegenüber den Verletzten und den Mitarbeitern der Botschaft zum Ausdruck bringen", erklärte der FDP-Politiker in Berlin. Nach den Explosionen wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die deutsche Vertretung erhöht. Das Schweizer Konsulat in Mailand im Norden Italiens wurde unter Bewachung durch die italienischen Sicherheitskräfte gestellt.

Der italienischen Zeitung Corriere della Sera zufolge handelt es sich bei dem Verletzten in der Schweizer Botschaft um den Portier der Botschaft. Zu den Aufgaben des 53-jährigen Schweizers gehörte es demnach, die Post an die Vertretung entgegenzunehmen. Sein Leben ist den Angaben zufolge nicht in Gefahr. Die linke Hand des Mannes sei schwer verletzt, die rechte nur leicht.

In den vergangenen Wochen war immer wieder vor islamistischen Anschlägen gewarnt worden, doch die römischen Ermittler verfolgen eine andere Spur: Italienische Anarchisten könnten die Absender des Sprengstoffpakets an die Schweizer Botschaft gewesen sein, hieß es.

In Rom wird vor allem auf die in der Schweiz festgenommenen italienischen Anarchisten Constantino Ragusa, Silvia Guerini und Luca Bernasconi verwiesen. Bernasconi stammt aus dem schweizerischen Tessin, hat aber seinen Wohnsitz in Italien. Sie sollen am 15. April in der Schweiz unter dem Verdacht verhaftet worden sein, einen Anschlag auf den IBM-Sitz im Land vorbereitet zu haben. Zitiert werden die Angaben eidgenössischer Behörden, wonach das Trio einer öko-terroristischen Gruppe mit dem Namen "Il Silvestro" angehöre. In ihrem Wagen seien damals beachtliche Mengen an Sprengstoff gefunden worden. Zum Hintergrund des Angriffs auf die chilenische Vertretung gab es zunächst keine Angaben.

Am Dienstag hatte ein verdächtiges Päckchen in einem Waggon der römischen U-Bahn für Aufregung gesorgt. Bürgermeister Gianni Alemanno gab wenige Stunden später allerdings Entwarnung. Es habe sich nach Untersuchungen von Experten herausgestellt, dass das Päckchen nicht explodieren konnte. Ein Zusammenhang zwischen diesem Sprengstoffalarm und der Paketbombe ist nach Einschätzung von Beobachtern unwahrscheinlich.

In Deutschland hatte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) Mitte November vor Anschlägen islamistischer Terroristen gewarnt. Als Folge wurden die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen und Grenzen deutlich verschärft.

Ende Oktober war eine im Jemen aufgegebene Paketbombe auf dem Köln-Bonner Flughafen für den Weiterflug umgeladen und erst in Großbritannien entdeckt worden. Anfang November war im Kanzleramt eine Paketbombe aus Griechenland entschärft worden, die an Kanzlerin Angela Merkel adressiert war. Das Paket war nach ersten Erkenntnissen von linksautonomen Griechen aufgegeben worden. Es war ein Brandsatz, der keinen größeren Schaden verursacht hätte.

© AFP/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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