Ostern:"Heilige von nebenan"

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Die Karwoche wurde dieses Jahr so ungewöhnlich gefeiert wie nie zuvor: Viele Geistliche predigen in leeren Gotteshäusern. Papst Franziskus dankt Priestern, Medizinern und Pflegekräften für ihre wichtige Arbeit in der Krise.

Von Annette Zoch, München

Papst Franziskus hat am Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg in Erinnerung an das Leiden Jesu gebetet. Wegen der Corona-Pandemie fand die Feier nicht am römischen Kolosseum, sondern auf dem nahezu menschenleeren Petersplatz statt. Zuvor hatte Papst Franziskus Priester, Ärzte und Pfleger in der Corona-Krise als "Heilige von nebenan" gewürdigt. "Ich trage euch im Herzen", sagte der Papst am Gründonnerstag. Zu Beginn der Pandemie hatte Franziskus Priester noch aufgefordert, Infizierten die Kommunion zu spenden. Dem Aufruf waren anfangs viele gefolgt, nach einer Zählung der Zeitung Il Giornale seien im besonders betroffenen Italien inzwischen mehr als hundert Priester an Corona gestorben. Das Ritual der Fußwaschung, das an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnern soll und das Franziskus in der Vergangenheit mit Gefangenen in einem römischen Gefängnis gefeiert hatte, fiel in diesem Jahr aus. Auch die Messe am Ostersonntag und der Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis - finden ohne Pilger statt und werden im Internet und im Fernsehen übertragen.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, predigte an Gründonnerstag und Karfreitag in einem leeren Dom. Bätzing dankte ebenfalls all jenen, die sich "so beispielhaft einsetzen an der Seite der Kranken und Schwachen und dabei viel riskieren". "Wir verzichten auf einen Großteil unserer Freiheitsrechte, nicht zuletzt auf das Grundrecht einer freien Religionsausübung", sagte Bätzing. Aber das alles werde getan, um die Schwachen und Verwundbaren zu schützen. Diese gelebte Solidarität mache ihn dankbar und zuversichtlich. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm rief in seinem Karfreitagswort in der leeren St. Matthäus-Kirche in München zu Gottvertrauen auf. Niemand wisse, was in den kommenden Wochen und Monaten geschehen werde. Christen könnten ihre Ohnmacht jedoch in Gottes Hand legen.

Einen ungewöhnlichen Weg, gemeinsam Gottesdienst zu feiern, fanden zwei Pfarrer in Düsseldorf: Sie hielten einen ökumenischen Karfreitagsgottesdienst in einem Autokino ab.

© SZ vom 11.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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