Ostern:Franziskus fordert Solidarität

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Die EU müsse angesichts der Pandemie zusammenhalten, mahnt der Papst - davon hänge ihre Zukunft ab.

Papst Franziskus hat im Vatikan die Messfeiern zu Ostern wegen der Corona-Krise im leeren Petersdom und auf dem fast leeren Petersplatz zelebriert. Die Zeremonien wurden im Fernsehen und Internet live übertragen. Ehe er den traditionellen Segen Urbi et Orbi anders als sonst im Inneren des Petersdoms und nicht vom Fenster des Apostolischen Palasts aus spendete, gedachte Franziskus am Ostersonntag besonders der Opfer des Coronavirus, er äußerte sich in seiner Botschaft aber auch deutlich politisch.

Das Kirchenoberhaupt verlangte, angesichts der Pandemie internationale Sanktionen zu lockern. Die EU, so warnte er, dürfe nicht an den Problemen zerbrechen, die Mitgliedsstaaten müssten sich solidarisch zeigen. Die EU stehe vor einer "epochalen Herausforderung", von der ihre eigene und die Zukunft der Welt abhänge, sagte der Papst. Er sprach sich dafür aus, armen Ländern Schulden zu erlassen, und mahnte, Flüchtlingen auch jetzt zur Hilfe zu kommen. Zudem forderte er, die Waffen müssten schweigen in internationalen Konflikten, von denen er unter anderen jene in Syrien, Jemen, Israel und Palästina nannte.

Das Kirchenoberhaupt warnt vor Gewalt gegen Frauen

Am Ostermontag zeigte sich Franziskus kurz am Fenster des Apostolischen Palastes und schlug das Kreuzzeichen über dem verlassenen Petersplatz. Zuvor hatte er beim Mittagsgebet den Einsatz von Frauen in der Corona-Krise hervorgehoben, beklagte aber auch, dass sie nun besonders der Gefahr häuslicher Gewalt ausgesetzt seien. Wegen der Pandemie war am Karfreitag auch die traditionelle Kreuzwegprozession im Kolosseum ausgefallen. Stattdessen betete der Papst auf dem von Kerzenkreisen beleuchteten Petersplatz, wo eine kleine Gruppe aus Mitarbeitern des vatikanischen Gesundheitsamtes und einigen Häftlingen eine stark reduzierte symbolische Prozession unternahmen.

In Deutschland hat Kardinal Reinhard Marx in seiner Osterbotschaft ebenfalls zu weltweiter Solidarität angesichts der Corona-Krise aufgerufen. Auch in den Bistümern standen die Ostergottesdienste im Zeichen der aktuellen Lage. Die Gottesdienste am Sonntag und in der Nacht zuvor wurden jeweils im Internet übertragen.

Mit Solidarität könne schärferen Ungleichgewichten zwischen den Staaten und humanitären Notlagen vorgebeugt werden, sagte Marx. Die Krise dürfe nicht dazu führen, dass die Gräben, Ungerechtigkeiten und Spannungen größer würden, mahnte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt am Samstagabend im Münchner Liebfrauendom. Große Sorge bereiteten ihm ärmere Länder ohne leistungsstarke Gesundheitssysteme in Lateinamerika, Asien und Afrika. Auftrag der Christen sei es, zu den Kranken und Schwachen zu gehen, sagte Marx. "An die Peripherie, an die Grenzen, an die Ränder, zu den verzweifelten Herzen." Die Weltgemeinschaft gehöre zusammen und dürfe sich nicht gegeneinander stellen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Corona-Pandemie könne sogar zum "Glücksfall der Geschichte" werden. "Hoffentlich lehrt uns diese Krise, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind", sagte der Bischof im Limburger Dom. Die Krise, so schlimm sie sei, habe viel Gutes hervorgebracht. "So viel Freundlichkeit und Humor habe ich selten erlebt."

© SZ vom 14.04.2020 / SZ, DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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