Ostermärsche:"Kampf dem Atomtod!"

Vor 30 Jahren war es die Angst vor dem Atomkrieg. In diesem Jahr hoffen die Aktivisten der Ostermärsche auf Zulauf aus der neuen Anti-AKW-Bewegung. Wie sich die Themen der Friedensbewegung von 1960 bis heute entwickelt haben

- eine Chronik in Bildern.

Ostermärsche

London, 1958: "Ban The Bomb"

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(Foto: Getty Images)

Mit Protestmärschen wollen die Friedensaktivisten auch dieses Jahr wieder bis Ostermontag demonstrieren. Sie hoffen auf Zulauf aus der Anti-AKW-Bewegung. Vor 50 Jahren gingen Hunderttausende auf die Straße - doch seit Ende des Kalten Krieges ist es nur noch selten gelungen, die Massen zu mobilisieren. London wird 1958 zur Geburtsstätte der Anti-Atom-Bewegung. Hier beginnen die Ostermärsche, auch wenn sie damals noch nicht so heißen. Auf Initiative des Philosophen Bertrand Russell gründet sich die "Kampagne zur nuklearen Abrüstung". Sie organisiert am 7. April 1958 einen dreitägigen Protestmarsch von London zum Atomforschungszentrum von Aldermaston - mehr als 70 Kilometer entfernt. Das Motto: "Ban The Bomb". Zehntausend Menschen laufen mit. Die Aktion erregt weltweit Aufmerksamkeit und wird zum Vorbild für Friedensaktivisten in ganz Westeuropa. Die Idee der Ostermärsche ist geboren. Auch das Peace-Zeichen wird für diesen Marsch entworfen.

Ostermärsche

Deutschland in den 1960ern: Gegen atomare Aufrüstung

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(Foto: DDP)

Zur gleichen Zeit in Deutschland: die Wiederbewaffnung. Nur zehn Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation gibt es wieder eine Armee und eine Diskussion, ob auch die Bundeswehr Atomwaffen haben soll. Als Protest formiert sich 1960 der erste Ostermarsch. Friedensaktivisten marschieren von Hamburg-Harburg zum Atomraketenstützpunkt Bergen-Hohne im Landkreis Celle. 1960 sind es noch 1200 Aktivisten, die sich daran beteiligen. Im Bild zu sehen: Demonstranten im Jahr 1961 vor dem Amerikanischen Generalkonsulat in Frankfurt.

Ostermärsche

Deutschland in den 1960ern: Gegen atomare Aufrüstung

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(Foto: sz-photo)

Nur vier Jahre später, 1965 in Frankfurt, beteiligen sich bereits 130.000 Menschen. Zu sehen ist die Abschlußkundgebung auf dem Römerberg in Frankfurt, zu dem die "Kampagne für Abrüstung" aufgerufen hat.

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1968: Oster-Unruhen wegen Dutschke-Attentat

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Jährlich gewinnt die Ostermarschbewegung an Unterstützung, sie wird rasch zu einer Massenbewegung. Das Foto zeigt den Ostermarsch in Stuttgart am 15. April 1968. Nachdem der Studentenführer Rudi Dutschke vier Tage vorher bei einem Mordanschlag in Berlin lebensgefährlich verletzt wurde, kommt es zu den schwersten Krawallen in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Zorn der Demonstranten richtet sich gegen die Staatsgewalt und den Axel-Springer-Verlag ("Enteignet Springer!").

Ostermärsche

1980er: Gegen den Nato-Doppelbeschluss

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Doch im Folgejahr beginnt das Bündnis zu zersplittern. Der Prager Frühling hatte den pazifistischen Fantasien kurzzeitig einen Dämpfer verpasst. Erst von 1979 bis 1983 im Zuge der Diskussionen um den Nato-Doppelbeschluss erleben die Ostermärsche noch einmal einen massiven Zulauf: Auf dem Foto führt ein Gitarrenspieler am 10. Juni 1982 den dreitägigen Ostermarsch von Duisburg nach Dortmund an. 1982 versammeln sich 400.000 Menschen im Bonner Hofgarten. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des Ostblocks sinkt die Zahl der Teilnehmer rapide. Auch die Protestziele verändern sich. Aktuelle Themenschwerpunkte bestimmen die Ostermärsche.

Ostermärsche

1998: Proteste gegen das Bombodrom

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(Foto: AP)

3000 Teilnehmer des Ostermarsches 1998 formieren sich in der Nähe des Bombenabwurfplatzes in der Wittstocker Heide (Brandenburg) zu einem Friedenssymbol von 70 Metern Durchmesser. Der bundesweit größte Ostermarsch richtet sich gegen den geplanten Weiterbetrieb des ehemaligen russischen Bombodroms durch die Bundeswehr.

Ostermärsche

2003: Gegen den Irak-Krieg

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(Foto: dpa/dpaweb)

Etwa 4000 Menschen demonstrieren 2003 beim Ostermarsch in Stuttgart mit Transparenten gegen den Irak-Krieg. Themen, für die es sich nach Meinung der Ostermarschierer auf die Straße zu gehen lohnt, gibt es zu Hauf: Iran, Irak und die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Doch der Wegfall alter Feindbilder macht der Friedensbewegung zu schaffen. Längst motivieren die Ostermärsche nicht mehr die Massen.

Ostermärsche

2008: Gegen den Bundeswehreinsatz im Irak und Afghanistan

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(Foto: AP)

Eine Frau hält am 24. März 2008 in Berlin während eines Ostermarsches eine Friedensfahne in den Händen. Die Demonstranten fordern den Abzug aller Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan, die Befriedung von Israel und Palästina und die Bekämpfung der Armut durch Rüstungseinsparungen.

Ostermärsche

2010: Gegen Atomwaffen und den Afghanistankrieg

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(Foto: ddp)

Die Friedensaktivisten feiern in Deutschland 50 Jahre Ostermärsche: Zum Jubiläum gehen Tausende auf die Straßen. Sie demonstrieren gegen Atomwaffen und gegen den Afghanistankrieg. Auch das Peace-Zeichen ist auf den Plakaten zu sehen.

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2011: Gegen Atomkraft

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(Foto: dapd)

Zwar richten sich die Ostermärsche auch in diesem Jahr gegen militärische Interventionen. Doch die Friedensaktivisten hoffen insbesondere, von der neuen Anti-AKW-Bewegung zu profitieren: Gemeinsam mit Anti-Atomkraft-Initiativen hat die Friedensbewegung für Ostermontag bundesweit zu Protesten vor den Atomkraftwerken aufgerufen. 25 Jahre nach dem Super-Gau in Tschernobyl und anlässlich der Atomkatastrophe von Fukushima wollen die Kernkraftgegner an zwölf Atom-Standorten auf die Straße gehen. Bundesweit sind von diesem Donnerstag bis Ostermontag mehr als 80 Veranstaltungen geplant. Weitere wichtige Themen sollen die Lage in Afghanistan und der Militäreinsatz in Libyen sein.

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