Opposition in Syrien:Obama enttäuscht syrischen Widerstand

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Die syrische Opposition ist enttäuscht von US-Präsident Obama, vor dem erwarteten amerikanischen Militärschlag zunächst den Kongress zu konsultieren: Die Verzögerung des Angriffs gebe dem Regime mehr Zeit, seine Soldaten und Waffensysteme in Sicherheit zu bringen.

Syrische Staatsmedien feiern die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, einen Militärschlag zu vertagen, als historischen Rückzieher gefeiert. "Obama hat gestern direkt oder durch Implikation den Beginn des historischen amerikanischen Rückziehers verkündet", hieß es am Sonntag in einem Kommentar auf der Titelseite der amtlichen Tageszeitung al-Thaura.

Im Gegensatz dazu zeigt sich die syrische Opposition "enttäuscht" über die Entscheidung Obamas, vor einem möglichen Militärschlag zunächst den Kongress zu konsultieren. Er gehe aber davon aus, dass die Abgeordneten einem Angriff auf die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad zustimmten, sagte Samir Naschar, ranghoher Vertreter der Nationalen Syrischen Koalition, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Die Opposition habe allerdings mit einem "unmittelbaren und sofortigen" Militärschlag gerechnet. Das Oppositionsbündnis befürwortet einen Militärschlag gegen das Regime.

Die Oppositionellen warnten zudem, dass in den vergangenen Tagen weitere Artilleriegeschütze, Raketen und Truppen in Wohngebiete sowie auf das Gelände von Universitäten und Schulen verlegt worden seien. Dadurch werde ein Angriff auf rein militärische Ziele deutlich erschwert.

Der Vorsitzende der Allianz, Ahmed al-Dscharba, traf am Sonntag in Kairo ein. Nach Angaben von Beobachtern wollte er mit Teilnehmern der für den Abend geplanten Außenminister-Konferenz der Arabischen Liga sprechen. Al-Dscharba wird am kommenden Mittwoch zu Gesprächen in Berlin erwartet.

Obama hatte den Kongress am Samstag offiziell um die Billigung eines Militärangriffs gegen Syrien gebeten. Die Parlamentarier sollen in der Woche ab dem 9. September darüber abstimmen. Die US-Regierung wirft Assads Truppen vor, im Kampf gegen die Rebellen Chemiewaffen eingesetzt haben. Sie legte am Freitag Geheimdienstinformationen vor, die Assad für einen Giftgasangriff am 21. August bei Damaskus mit mindestens 1429 Toten verantwortlich machen.

Neben den USA erwägt auch Frankreich ein militärisches Vorgehen gegen Syriens Führung. Die britische Regierung wurde am Donnerstag vom Parlament an einer Beteiligung an einem möglichen Einsatz gehindert.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu teilte am Sonntag mit, sein Land, das sich durch die Gewalt in der Region besonders gefährdet sieht, sei weiterhin "auf alle Szenarien vorbereitet". "Unsere Feinde haben gute Gründe, nicht unsere Stärke, unsere Macht zu testen. Sie kennen sie", sagte der Ministerpräsident laut einem Bericht des staatlichen Rundfunks vor der wöchentlichen Sitzung seines Kabinetts.

Syrische Dorfbewohner nehmen nach Massaker Rache

Die Bewohner eines Dorfes in der syrischen Provinz Idlib haben nach einem Massaker an Zivilisten blutig Rache genommen. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete am Sonntag, die Bewohner von Al-Madmuma, einem Dorf im Bezirk Maarat al-Noaman, hätten sechs Kämpfer getötet, darunter zwei Libyer.

Den Angaben zufolge verdächtigten sie die Männer, an der Ermordung von 16 Dorfbewohnern und Vertriebenen am vergangenen Montag beteiligt gewesen zu sein. Die Zivilisten, darunter mehrere Kinder, sollen im Schlaf ermordet worden sein. Die Menschenrechtsvereinigung veröffentlichte Videoaufnahmen der Opfer.

Die islamistische Brigade Ahrar al-Scham, die in dem Gebiet stark vertreten ist, hatte das Massaker verurteilt und erklärt, sie habe damit nichts zu tun. Der Verdacht fiel auf die Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS), der viele Kämpfer aus anderen arabischen Staaten angehören.

© dpa/AFP/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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