Österreich:Festnahme in Wien

Lesezeit: 1 min

Ein 42-jähriger Iraker soll 2018 Anschläge auf deutsche Zugstrecken verübt haben. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Die Anschläge auf Bahnstrecken bei Nürnberg und in Berlin im Oktober und Dezember 2018 hatten einen islamistischen Hintergrund. Dies nehmen Sicherheitsbehörden in Deutschland und Österreich an, die am Montag in Wien einen 42-jährigen Iraker als dringend Tatverdächtigen festgenommen haben. Er soll am 7. Oktober in Höhe der Ortschaft Allersberg ein Seil über die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Nürnberg und München gespannt und an Weihnachten einen ähnlichen Anschlag auf eine Bahnstrecke in Berlin-Karlshorst verübt haben. In beiden Fällen blieb es bei Sachschäden, verletzt wurde niemand. Gegen den Mann erging Haftbefehl unter anderem wegen des Verdachts terroristischer Straftaten und versuchten Mordes. Er gab die Anschläge auf die Bahnstrecken zu, bestritt aber einen islamistischen Hintergrund.

Der Mann gab die Taten zu, bestritt aber einen islamistischen Hintergrund

Auf die Spur des Verdächtigen waren die Ermittler durch Schreiben in arabischer Sprache gekommen, die in der Nähe der beiden Tatorte gefunden wurden. Darin wurden weitere Anschläge auf das europäische Bahnnetz angekündigt. Beide Schreiben wiesen Übereinstimmungen auf. Die Fahnder konnten den dabei verwendeten Drucker identifizieren. Zudem soll es Verbindungen zu elf mutmaßlichen Terroristen geben, die kürzlich im Großraum Frankfurt verhaftet wurden.

Bei dem in Wien festgenommenen Mann handelt es sich um einen Familienvater aus dem Irak, der mit Frau und vier Kindern in einer Sozialwohnung lebt und zuletzt als Wachmann bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet haben soll. Laut österreichischen Medienberichten soll er früher in der Armee von Saddam Hussein gedient haben und seit zwei Jahrzehnten als anerkannter Flüchtling in Österreich leben. Fahnder rechnen ihn dem Terrornetzwerk Islamischer Staat zu. Er sei "Amerika-Hasser" und islamistischer Fanatiker, heißt es. In sozialen Netzwerken soll er den Terroranschlag von Nizza verherrlicht haben, wo 2016 ein islamistischer Attentäter mit einem Lkw in eine Menschenmenge gefahren war und 86 Menschen getötet hatte. Zudem habe er zur Rache für den Anschlag in Neuseeland aufgerufen.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: