Ökumenischer Kirchentag:Küng fordert zweite Reformation

Der Kirchenkritiker und Tübinger Theologe Hans Küng hält nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche eine zweite Reformation für notwendig.

Der Skandal um Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen und Pfarreien habe zu einer Vertrauenskrise sondergleichen geführt, sagte der Kirchenkritiker und Tübinger Theologe Hans am Donnerstag beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München.

Fordert Reformation statt Reförmchen: Hans Küng auf dem Ökumenischen Kirchentag. (Foto: Foto: dpa)

Zugleich sei damit eine vielschichtige Führungskrise offenkundig geworden, die auch eine Glaubenskrise zur Folge habe. Jetzt sei es nicht mehr mit Reförmchen getan. Vielmehr sei "so etwas wie eine zweite Reformation" notwendig - aber nicht zur Spaltung, sondern für die Einheit der Kirche, sagte Küng.

Den Christen legte der kritische Theologe nahe, sich selbst für eine Reform der Kirche einzusetzen. Auch Theologieprofessoren und Bischöfe müssten sich zu Wort melden. Für die in den vergangenen Wochen aufgedeckten Missbrauchsfälle machte Küng die kirchlichen Strukturen verantwortlich. So sei etwa "gegen alles, was in der Bibel steht" die Heirat für Priester verboten.

Er habe Verständnis für viele, die eine unerträgliche Diskrepanz beklagen zwischen dem Leben von Jesus und der kirchlichen Hierarchie. "Ich kann mir beim besten Willen nicht Jesus beim Pontifikalamt im Petersdom vorstellen", sagte Küng.

© sueddeutsche.de/dpa/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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