Nordkorea:Spiel mit Unbekannten

Bei Kim wie Trump gilt: Was wollen sie eigentlich?

Von Christoph Giesen

Wer mit Regierungsvertretern Nordkoreas über die Nuklear- und Raketenkrise spricht, der kann zurzeit die Aufführung eines Spiels erleben, das bisher nur im Westen bekannt war: spekulieren über die Motive der Gegenseite: "Wir wissen nicht, was er vorhat", heißt es dann. Er, das ist Donald Trump, der US-Präsident, der nun mit einer Militärübung in Südkorea Stärke zeigen will.

Die USA sind Nordkoreas Erzfeind, das war schon immer so, mit einem Unterschied: Bislang wussten sie in Pjöngjang stets, woran sie waren. Solange der Verbündete China nicht die Geduld verliert, konnten die Generäle zündeln, testen und sprengen. Niemals hätte Washington einen zweiten Krieg auf der Halbinsel riskiert. Hundertausende Tote binnen weniger Tage, das wäre die blutige Konsequenz. Und jetzt? Nordkorea schaut noch immer nach Peking. Wie verhält sich Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping? Doch auch der weiß nicht, was Trump denkt. Das macht die Lage so gefährlich. Ein kleiner Funke, ein Zucken zur falschen Zeit. Und das Inferno bricht los.

Neben Trump, dem Unberechenbaren, haben auch die Nordkoreaner ein Führungsproblem. Diktator Kim Jong-un ist erst Anfang 30, er hat beileibe nicht die Macht seines Vaters, zudem umgibt er sich mit Hardlinern. Eine falsche Provokation, und Kim ist gefangen - ein vom Apparat zum Handeln Verdammter.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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