Nordkorea:Kim macht einen Rückzieher

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Der Machthaber in Pjöngjang sagt, er wolle vor weiteren Schritten das Verhalten der USA noch "etwas beobachten".

Nach Wochen heftigen Schlagabtauschs mit kriegerischen Drohgebärden zwischen den USA und Nordkorea hat der Machthaber Kim Jong-un nun plötzlich seine Wortwahl entschärft. Er werde die Taten der USA "etwas länger" beobachten, bevor er sich zu weiteren Schritten entschließe, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag. Mit seiner Entscheidung, ob er Raketen auf die US-Pazifikinsel Guam schieße, werde er noch warten. Vor allem in Asien wurde das mit großer Erleichterung aufgenommen. Chinas Regierung sprach von einem "Wendepunkt" in dem Konflikt.

An der Tokioter Börse legten wie zuvor an der Wall Street die Kurse zu. Der Dollar notierte fester. Kim Jong-un sagte in Pjöngjang, die USA sollten "durch ihre Taten zeigen, ob sie die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel verringern und einen gefährlichen militärischen Zusammenstoß verhindern wollen". Er habe das Militär angewiesen, einsatzbereit zu sein, wenn er eine Entscheidung treffe.

Nordkoreas Raketentests haben unter anderem den UN-Sicherheitsrat auf den Plan gerufen. Dabei ist laut einer Untersuchung nicht mal sicher, dass das Land Raketen bauen kann. Das International Institute for Strategic Studies (IISS) berichtet, Nordkorea habe seine Fortschritte womöglich Technologie aus der Ukraine zu verdanken. Die Regierung in Kiew wies das mit Nachdruck zurück. Südkoreas Präsident Moon Jae-in erklärte, es werde keine Militäraktion ohne seine Zustimmung geben. "Die Regierung wird unter allen Umständen einen Krieg verhindern." Moon äußerte sich anlässlich des 72. Jahrestages der Befreiung von der japanischen Besatzung, den beide koreanischen Staaten feiern. Er rief Nordkorea zu Verhandlungen auf. "Ohne internationale Zusammenarbeit und Koexistenz ist eine wirtschaftliche Entwicklung unmöglich", sagte er. "Wenn ihr auf diesem Weg weitergeht, dann wird es nur internationale Isolation geben und eine dunkle Zukunft."

Vergangene Woche hatte Nordkorea erklärt, die Pläne für den Abschuss von vier Raketen Richtung Guam, wo die USA einen Militärstützpunkt unterhalten, seien weitgehend abgeschlossen. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin erklärt, militärische Lösungen seien vorbereitet. In den vergangenen Tagen bemühten sich Vertreter der USA und ihrer Verbündeten um Deeskalation. In der kommenden Woche sollen aber gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas beginnen, die Nordkorea als akute Bedrohung betrachtet.

China erhöhte den Druck auf Nordkorea und verhängte einen Importstopp für Eisen, Eisenerz und Meeresfrüchte aus Nordkorea. Die Regierung in Peking, die als wichtigster Verbündeter des isolierten Staates gilt, setzt damit den jüngsten Sanktionsbeschluss des UN-Sicherheitsrats um. Trump will aber, dass China mehr tut, um Nordkorea im Zaum zu halten. Als Druckmittel wies er seine Behörden am Montag an, Chinas Handelspraktiken unter die Lupe zu nehmen. Peking erklärte, es wolle mit "allen angemessenen Maßnahmen" reagieren.

© SZ vom 16.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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