Nordeuropa:Voll auf dem Schirm

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Skandinavien hat bereits viel Erfahrung mit digitalem Lernen.

Von Kai Strittmatter

Ein Paradies sind auch die nordischen Länder in diesen Zeiten nicht. Der Ausfall des Präsenzunterrichts setzt den Schülern hier ebenso zu. Einer soeben veröffentlichten Studie der Universität von Süddänemark zufolge sind sich sechs von zehn Schülern der neunten Klasse nicht sicher, ob sie genug lernen werden, um die Abschlussprüfung nächsten Sommer zu schaffen. Und bei einem Fünftel bestehe die Gefahr, dass sie durch den Online-Unterricht abgehängt werden.

Doch im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Hamburg oder München half den Kindern in Kopenhagen und überhaupt in Skandinavien der Umstand, dass Homeschooling im Norden kein Fremdwort mehr war. In Dänemark, in Norwegen oder Finnland hat die Digitalisierung bereits vor vielen Jahren in den Schulen Einzug gehalten.

In Skandinavien nutzen die Schulen schon seit mehr als einem Jahrzehnt Online-Plattformen, die Lehrer, Eltern und Schüler per Handy und Computer miteinander vernetzen. An der deutsch-dänischen St.-Petri-Schule in Kopenhagen zum Beispiel ist das die "ParentIntra"-App. Eltern konnten sich dort schon im ersten Lockdown im Frühjahr mit den Lehrern austauschen; die Lehrer verschickten Hausaufgaben an die Schüler. Die Nutzung der Videokonferenz-Apps hingegen war im Frühjahr noch nicht eingespielt, vielen Kindern war es zu wenig, sich einmal am Vormittag mit der Lehrerin oder dem Lehrer zu treffen und ansonsten eigenverantwortlich Aufgaben zu erledigen. Als der Lockdown für die größeren Kinder in Dänemark endete - begleitet von Abstands- und Hygieneregeln und viel früher übrigens als in Deutschland -, atmeten dann doch alle auf.

Im Herbst drang das Virus auch in Dänemark wieder in die Schulen ein, manche Klasse wurde sogar zu einem Hotspot mit einigen Positivtests. Im neuerlichen Lockdown nun war auch an der St.-Petri-Schule der Online-Unterricht dichter. Eigentlich hat man den Stundenplan mit Ausnahme einiger Nebenfächer eins zu eins auf den Bildschirm verlagert. Von den Kindern ist zu hören, dass das ganz gut laufe, sie sind sich aber einig, dass sie am Ende weniger gelernt haben werden, als dies im Klassenzimmer möglich wäre. Dort könne man den Lehrern eben doch viel einfacher Fragen stellen. Zudem werde im Online-Unterricht am Ende in der gleichen Zeit eben doch weniger Stoff vermittelt.

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