Nordeuropa:Frauen an der Macht

Eine 34-Jährige als Regierungschefin - das ist kein Zufall.

Von Kai Strittmatter

Finnland hat nun die jüngste Premierministerin der Welt, die 34-jährige Sanna Marin. Die Sozialdemokratin ist Chefin einer Koalition aus fünf Parteien, an deren Spitze Frauen stehen. In Island führt Katrín Jakobsdóttir die Regierung. In Dänemark Mette Frederiksen. In Norwegen Erna Solberg. Im Norden sind die Frauen an der Macht.

Ein Zufall ist das nicht. Sanna Marin stammt aus einer Arbeiterfamilie. Sie selbst sagt, sie verdanke dem Wohlfahrtsstaat ihre Karriere: Finnlands soziales Netz sorgte dafür, dass sie, obwohl Tochter einer lange alleinerziehenden und mittellosen Mutter, gute Schulen besuchen konnte. Das Rezept ist in allen nordischen Staaten ähnlich: Die Kinderbetreuung wird stark subventioniert, es gibt lange Elternzeiten, Frauen gehen genauso selbstverständlich arbeiten wie Männer.

So erfolgreich die Frauen in Politik und Verwaltung sind, so schlecht sind die Zahlen noch immer in der Privatwirtschaft. Eine Studie von 2018 fand heraus, dass in Dänemark gerade mal ein Viertel der Managementpositionen mit Frauen besetzt sind, in Finnland und Schweden sind es ein wenig mehr. Und auch die Kluft bei den Gehältern liegt nur knapp unter dem EU-Durchschnitt. Am Ziel sind die Frauen also auch im Norden noch lange nicht. Aber sie sind ein ganzes Stück weiter als im Rest Europas.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: