Nigeria:Gewalt prägt Wahlen

Lesezeit: 2 min

Tote, Entführungen, Betrugsvorwürfe: Wahlbeobachter fordern eine Wiederholung des Urnengangs in Nigeria.

Arne Perras

Nach den chaotisch verlaufenen Präsidenten- und Parlamentswahlen in Nigeria fordern Wahlbeobachter, die Abstimmung zu wiederholen. Der Urnengang war vielerorts von Gewalt überschattet, mehrere Menschen starben.

Ein Polizist bewacht eine Wahlstelle in der nigerianischen Hauptstadt Lagos. (Foto: Foto: Reuters)

An zahlreichen Orten fehlten die Wahlunterlagen. "In vielen Teilen des Landes begannen die Wahlen spät oder gar nicht", klagte Innocent Chukwuma, Leiter der "Transition Monitoring Group" mit nach eigenen Angaben landesweit 50000 Wahlbeobachtern.

Auch der Chef der EU-Wahlbeobachter, der Holländer Max van den Berg, äußerte sich besorgt. Die Abstimmung sei nicht besser verlaufen als die Gouverneurswahlen am 14. April, als bei Kämpfen 50 Menschen starben. Mittlerweile beschäftigen zahlreiche Betrugsvorwürfe die Gerichte.

In dem westafrikanischen Staat waren am Samstag 60 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, eine neue Nationalversammlung, den Senat und einen Nachfolger für Präsident Olusegun Obasanjo zu wählen. Als Favorit für das höchste Amt galt Umaru Yar' Adua von der Regierungspartei PDP. Er ist auch der Wunschnachfolger des Präsidenten.

Als stärkste Oppositionskandidaten gingen Atiko Abubakar und Muhammadu Buhari, ein ehemaliger Militärmachthaber, ins Rennen. Ergebnisse werden nicht vor Montagnacht erwartet.

Wahlhelfer wurden entführt

Im Bundesstaat Katsina, aus dem die Kandidaten Buhari und Yar' Adua stammen, gab es gewaltsame Zusammenstöße mit vier Toten, nachdem nur die Hälfte der Wahlzettel in den Abstimmungsbüros angekommen waren. Militante Gruppen versuchten, die Wahlen zu sabotieren; in Abuja wollten Angreifer mit einem Tanklastwagen das Büro der Wahlkommission in die Luft sprengen, das unbemannte Fahrzeug verfehlte sein Ziel.

Andernorts stahlen bewaffnete Gangs die Wahlurnen. Einige Wahlhelfer wurden von Verbrechern entführt, die sich als Polizisten getarnt hatten.

Ein Sprecher des Oppositionskandidaten Abubakar kündigte an, dass seine Partei Action Congress (AC) die Wahlen gerichtlich anfechten werde. Von einer fairen und freien Wahl könne keine Rede sein, sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Zahlreiche Belege für Wahlbetrug

Der andere Oppositionskandidat Buhari droht mit einem Volksaufstand. Falls die regierende PDP den Sieg ausrufe, werde er seine Unterstützer auf die Straßen rufen. Der Leiter der Wahlkommission, Maurice Iwu, hatte hingegen noch am Samstag versichert, dass die Wahlen trotz einiger Probleme ,,glatt'' verlaufen seien.

Der Gewinner der Präsidentenwahl muss die meisten Stimmen auf sich vereinigen und dazu in 24 der 36 Bundesstaaten mindestens 25 Prozent erreichen. Andernfalls wird ein zweiter Wahlgang notwendig. Die neue Regierung soll die Macht am 29.Mai übernehmen.

Die vergangenen acht Jahre regierte Olusegun Obasanjo, mit seinem Wahlsieg 1999 gingen fast vier Jahrzehnte Militärherrschaft in Nigeria zu Ende. 2003 wurde Obasanjo wieder gewählt, doch schon damals gab es zahlreiche Belege für Wahlbetrug.

© SZ vom 23. April 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: