Dieses Jahr gab einem im Osten häufiger Gelegenheit, sich an ein altes Lied von Annette Humpe und den Prinzen zu erinnern. Das Lied heißt "Suleiman" und es handelt davon, dass selbiger Suleiman, Kampfruf: Heyakahoa!, auf seiner Insel ein fremdes Schiff in Empfang nimmt, um dessen Ladung zu bestaunen. Filterzigaretten! Gebrauchte Pkw! Blaue Nietenhosen! Schon bald aber wird dem Suleiman das Materielle fad, er verscheucht die Fremden und ruft dem Dampfer hinterher: "Nu haue du ab, nu haue, nu haue du ab, mit dein' Gelumpe!"
Was nun hat dieses Lied mit dem Jahr 2017 zu tun? Zum einen waren es Art und Weise, in der die Bundeskanzlerin im Wahlkampf immer dann begrüßt wurde, wenn der Hubschrauber sie in der Nähe eines Marktplatzes im ostdeutschen Hinterland abgeladen hatte. Überall warteten schon wütende Männer auf saniertem Pflaster, vor oft sanierten Fassaden, und riefen: Hau ab! Hau ab! Zum weiteren waren es journalistische Beschreibungen des Ostens, nachdem der Osten nicht nur die Kanzlerin angebrüllt, sondern auch noch in beachtlichem Ausmaß AfD gewählt hatte. Der Suleiman musste seine Verkleidung ablegen und wurde als "der Ostmann" benannt und pathologisiert. Der verbale Kolonialismus brach sich Bahn in etlichen Artikeln: Ostdeutsche Männer schrieben über "den Ostmann" und betonten dabei zwischen den Zeilen, selbst zwar ostdeutscher Mann, jedoch kein Ostmann zu sein. Ebenso schrieben "Ostfrauen" über "den Ostmann", auch solche, die längst im Westen wohnen. Ehemalige DDR-Korrespondenten, britische Historiker, selbst Leute, die als Kind irgendwie mal mit den Eltern in die DDR gefahren waren; jeder durfte nun ran. Und nur selten kam im Schlepptau der Betroffenheit die Geringschätzung des Ostens zur Sprache. Man musste da kein ostdeutscher Ossi-Ostmann sein, um mehr als einmal zu denken: Nu haue ab du.