Nahostkonflikt:Mursi weckt Hoffnungen auf baldige Waffenruhe

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Der ägyptische Präsident Mursi rechnet im Nahostkonflikt mit einer Waffenruhe innerhalb weniger Stunden. Die radikalislamische Hamas zeigt sich dagegen weiterhin kampfbereit. Bereits zum zweiten Mal griffen militante Palästinenser Jerusalem mit einer Rakete an - während eines Besuchs von Außenminister Westerwelle.

Mohammed Mursi rechnet mit einer baldigen Waffenruhe in Nahost. Der ägyptische Präsident sagte nach der Beerdigung seiner Schwester an diesem Dienstag, der "israelische Angriff auf den Gazastreifen wird heute enden, die Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen der palästinensischen und der israelischen Seite werden in den nächsten Stunden positive Ergebnisse bringen".

Der israelische Rundfunk berichtete ebenfalls, die Verkündung einer Waffenruhe werde für den Abend erwartet - voraussichtlich während des Besuchs von US-Außenministerin Hillary Clinton in Israel. Grundlage der Vereinbarung sei ein Überwachungsmechanismus, an dem Sicherheitsvertreter Israels, Ägyptens und der USA beteiligt sein sollten.

Der Sender berichtete unter Berufung auf Regierungskreise in Jerusalem, die Vereinbarung solle den Einwohnern im Süden Israels zumindest ein bis zwei Jahre Ruhe gewährleisten. Deutschland habe neben Ägypten eine wichtige Vermittlerrolle bei den Gesprächen eingenommen.

Aus der Delegation von Bundesaußenminister Guido Westerwelle gab es zunächst keine Bestätigung für den Bericht. Auch ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wollte sich nicht äußern.

Der oberste Militärchef der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Mohammed Deif, hatte Hoffnungen auf einen baldigen Waffenstillstand noch am Mittag einen herben Dämpfer verpasst. "Wenn sie ( die Israelis, d.Red.) eine großangelegte Offensive wollen, sind wir bereit. Dies wird eine großartige Gelegenheit sein, unsere Gefangenen ( aus israelischen Gefängnissen, d. Red.) zu befreien", sagte Deif in einer Mitteilung. Deif war 2006 bei einem israelischen Angriff schwer verletzt worden. Faktischer Chef der Kassa-Brigaden war der am vergangenen Mittwoch von Israel getötete Ahmed al-Dschabari.

Auch am sechsten Tag nach der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten bombardiert Israel Ziele im Gazastreifen. Im Gegenzug werden aus dem Palästinensergebiet immer wieder Raketen auf Israel abgefeuert. Israel erwägt wegen der Raketenangriffe aus dem Gazastreifen eine Bodenoffensive. Die Hamas hatte wiederholt angekündigt, sie wolle israelische Soldaten entführen, um Gefangene freizupressen.

Am Dienstag ist eine Rakete nahe Jerusalem auf offenem Gelände eingeschlagen. Das Geschoss habe die Stadt nicht getroffen, teilte die israelische Polizei mit. Durch die Explosion sei niemand verletzt worden, berichtete ein Fernsehsender.

Es war das zweite Mal seit Beginn der jüngsten Eskalation im Nahen Osten, dass eine Rakete in Richtung Jerusalem abgefeuert wurde - bereits am Freitag hatten die Sirenen geheult. Bundesaußenminister Guido Westerwelle befand sich zur Zeit des Angriffs in Jerusalem. Er hatte sich am Morgen mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu getroffen. Mitreisenden Journalisten zufolge hielt er sich während des Luftalarms im King-David-Hotel im Stadtzentrum auf.

Während sich Israel und die Hamas mit unverminderter Härte bekämpfen, hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf einer Pressekonferenz in Kairo zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Die Sorge Israels um seine Sicherheit müsse berücksichtigt werden, sagte er. Gleichzeitig riet er eindringlich von einer Bodenoffensive ab. Dies wäre eine "gefährliche Eskalation", warnte er. Israel müsse die Verpflichtungen beachten, die sich aus internationalem Recht ergeben.

Das Weiße Haus in Washington bestätigte unterdessen, dass Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag ebenfalls in Nahost eintreffen werde. Es seien Stationen in Jerusalem, Ramallah und Kairo geplant.

Eine Delegation arabischer Außenminister und Diplomaten machte sich derweil auf den Weg zum Grenzübergang Rafah. Die 56-köpfige Delegation, zu der auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, und mehrere Journalisten gehören, will den Gazastreifen besuchen, um den Palästinensern ihre Solidarität zu bekunden.

© Sueddeutsche.de/dpa/afp/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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