Nahost:Nichts verstanden

Trumps Planlosigkeit in der Iran-Frage ist gefährlich.

Von Stefan Kornelius

US-Präsident Donald Trump hat sich im Nahen Osten in eine Politik der Widersprüche verwickelt, was ihn zur leichten Beute werden lässt. Einerseits hat der Präsident die amerikanische Rolle als regionale Ordnungsmacht endgültig aufgegeben und klargemacht, dass er in keinerlei Hader verwickelt werden möchte. Andererseits akzeptiert er die von seinem Sicherheitsberater John Bolton propagierte Politik exzessiven Drucks auf Iran, um - ja, um was eigentlich zu erreichen?

Wer Iran auf einen Kurs der Mäßigung zwingen will, muss das wichtigste Prinzip im Umgang mit dem Land verstehen. Hätte Trump die Nukleargespräche verfolgt, wüsste er, dass er nicht nur mit einem einzigen Kontrahenten verhandelt, sondern das interne Machtgefüge Irans beeinflusst und die Gewichte zwischen Reformern und Konservativen setzt. Ihm wäre klar: Je mehr Druck von außen, desto stärker die Verhärtung des Regimes und desto größer die Macht der Revolutionsgarden.

Es sind außerordentlich banale Widersprüche, die Trump zum Getriebenen seines Sicherheitsberaters, der iranischen Revolutionsgarden oder des saudischen Kronprinzen werden lassen. Der Präsident wird sich in diesem Zustand einrichten, so wie er sich auch schon mit seiner missratenen Nordkorea-Politik arrangiert hat.

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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