Nahost:Menetekel

Ein Gefecht Israels mit Syrien liefert ein düsteres Vorzeichen.

Von Peter Münch

Eine Routine-Mission hat es wohl werden sollen: aufsteigen, feuern, umkehren - und dann sofort den Mantel des Schweigens ausbreiten über diesen Luftangriff. So hält es Israel seit Jahren schon, wenn wieder einmal ein Waffenkonvoi der Hisbollah-Miliz in Syrien bombardiert wird. Diesmal allerdings gab es statt Schweigen ein donnerndes Echo aus Damaskus.

Syrien hat zurückgeschossen, im Jordantal haben die Sirenen geheult und bis nach Jerusalem waren die Explosionen zu hören. Der Damaszener Despot Baschar al-Assad hat damit demonstriert, dass er mittlerweile wieder so stark ist, dass er den Kopf nicht mehr einziehen muss, wenn Israel angreift. Das heißt zwar noch lange nicht, dass nun eine weitere Front eröffnet ist und Israel hineingezogen wird in den syrischen Sumpf. Aber es ist ein alarmierender Hinweis darauf, was alles folgen kann, wenn die innersyrischen Schlachten erst einmal entschieden sind.

Wenn Assad und seine Verbündeten gewinnen, könnte Israel den Preis zu zahlen haben. Dann nämlich werden sich iranische Truppen an Israels Grenze auf dem Golan einnisten und für ständige Bedrohung sorgen. Und im Libanon hat die Hisbollah wieder die Hände frei, um sich mit dem Erzfeind auseinanderzusetzen. Die Schiitenmiliz ist dann gewiss für Israel ein anderer Gegner als im Krieg von 2006 - kampferprobt und von Assad zum Dank bestens ausgerüstet mit syrischen Waffen.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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