Nahost:Granaten und Luftangriffe

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Nach einem Luftangriff am Dienstag steigt Rauch über Gaza auf. (Foto: Ashraf Amra/dpa)

Der Konflikt um den Gazastreifen eskaliert: Nach massivem Beschuss aus dem palästinensischen Gebiet bombardiert die israelische Armee mehrere Ziele.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Mehr als 50 Mal heulten am Dienstag Sirenen in israelischen Gemeinden nahe der Grenze zum Gazastreifen. An diesem Tag kam es zu den schwersten wechselseitigen Angriffen zwischen militanten Palästinensern im Gazastreifen und der israelischen Armee seit dem Ende des Gazakriegs 2014.

Die USA beantragten deshalb eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. In mehreren Angriffswellen wurden aus dem Gazastreifen Mörsergranaten und Raketen Richtung Israel abgefeuert. Nach palästinensischen Angaben waren es 114 Geschosse. Es gab fünf Verletzte. Hamas und Islamischer Dschihad übernahmen die Verantwortung, letzterer rief aber für den Abend eine Waffenruhe aus. Die israelische Luftwaffe griff laut Medienberichten am späten Abend trotzdem erneut Ziele im Gazastreifen an. 25 Geschosse wurden nach Angaben der israelischen Armee vom Abwehrsystem Iron Dome ("Eisenkuppel") abgefangen. Als Reaktion führte das israelische Militär bis zum frühen Nachmittag 30 Luftschläge auf sieben Ziele im Gazastreifen aus. Getroffen wurde unter anderem ein Tunnel bei Kerem Shalom, teilte Armeesprecher Jonathan Conricus bei einem kurzfristig einberufenen Gespräch mit Journalisten mit. Der Tunnel soll auch nach Ägypten geführt und 900 Meter nach Israel gereicht haben.

"Es war die größte Summe von Mörsergranaten und Raketen, die seit 2014 auf Israel abgefeuert wurden. Wir können das nicht tolerieren", begründete Conricus das Vorgehen. Deshalb habe die israelische Armee auch den größten Gegenschlag seit vier Jahren auf den Küstenstreifen durchgeführt. Seinen Angaben zufolge stammen die Mörsergranaten aus iranischer Produktion.

Die Gruppe "Islamischer Dschihad" hatt davor Vergeltung für den Tod von drei Kämpfern angekündigt, die durch einen israelischen Angriff am Sonntag ums Leben kamen. Seit 30. März kommt es zu Auseinandersetzungen an der Grenze zum Gazastreifen. Die israelische Armee hat 120 Palästinenser erschossen, immer wieder wurde auf Ziele im Gazastreifen gefeuert. Der Armeesprecher machte deutlich, dass die Hamas für alle Aktivitäten verantwortlich gemacht werde. Es hänge nun vom Verhalten der Hamas ab, ob es zu einer weiteren Eskalation komme. In den israelischen Gemeinden am Gazastreifen wurden die Bewohner aufgefordert, sich bereit zu halten, um binnen 15 Sekunden einen Schutzbunker aufsuchen zu können. Am frühen Nachmittag stoppte die israelische Marine ein palästinensisches Schiff einer Flotte, die als Zeichen des Protests gegen die Seeblockade des Gazastreifens ausgelaufen war. "Wir werden nicht erlauben, dass die Seeblockade durchbrochen wird", sagte Conricus. Es handle sich um einen PR-Trick der Hamas. Das Schiff war am Dienstagmittag mit einer 17-köpfigen Besatzung aufgebrochen, begleitet von kleineren Booten. Es war der Jahrestag des Angriffs auf das Hauptschiff einer Hilfsflotte, die vor acht Jahren die Seeblockade überwinden und Hilfsgüter in den abgeriegelten Gazastreifen bringen wollte. Zehn türkische Aktivisten wurden damals getötet.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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