Nachschlagewerk:Fehler über Fehler

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Das "Politiklexikon" bedarf dringend der Überarbeitung. Auch das Kartenmaterial ist kaum brauchbar - es sei denn, man hat ein Vergrößerungsglas parat.

Von Werner Hornung

Es war einmal ein halbwegs brauchbares Nachschlagewerk: "Das Politiklexikon", 1997 erstmals und inzwischen in sechster Auflage erschienen. Verfasst haben es der Politologe Klaus Schubert (Uni Münster) und die Sozialwissenschaftlerin Martina Klein. In ihrem handlichen Taschenbuch werden außer internationalen Entwicklungen, Ereignissen oder Organisationen vor allem Fachbegriffe aus dem politischen Bereich der Bundesrepublik und dem europäischen Raum erklärt. Dabei formulieren die Autoren teils recht anschaulich fürs breite Publikum, zum Beispiel wenn sie das Gesetz vom Grenznutzen mithilfe dieser Frage verdeutlichen: "Wie viel mehr an Genuss bringt das zehnte gegenüber dem neunten Glas Wein?"

Und wir fragen natürlich, was wohl der Nutzen der neuesten Auflage ist - die auch von der Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) verschickt wird.

Schlechte Karten, dröge Institutionenkunde

Ganz gleich, wie man das Lexikon öffnet, auf beiden Innenseiten des Umschlags fallen fehlerhafte Karten auf: Vorneweg ist Südtirol als österreichisches Bundesland markiert; auf der abschließenden Europa-Karte gehört Island immer noch zu den EU-Beitrittskandidaten, außerdem hätten demnach Lettland und Litauen noch keine Euro-Währung, was ja ebenfalls nicht stimmt. Kaum brauchbar ist zudem die Weltkarte, weil die meisten Länder- und Städtenamen bestenfalls mit einem Vergrößerungsglas lesbar sind.

Der Inhalt zwischen den Stichwörtern "Abberufbarkeit" und "Zypern" weist leider weitere Mängel auf. Vergeblich sucht man nach Informationen zum Internet und der zunehmenden Digitalisierung, nach einer Auskunft zum Bürgerkrieg in Syrien und den Auswirkungen für Europa. Der Artikel über Griechenland gleicht dröger Institutionenkunde, kein Wort zu all den Krisen in Hellas. Ähnlich veraltet ist mancher Beitrag zu deutschen Bundesländern. Da heißt es etwa, dass das Saarland "durch seinen Steinkohlebergbau" charakterisiert ist, obwohl das letzte Bergwerk bereits 2012 geschlossen wurde. Schlagen wir noch das Stichwort "Sachsen" auf; dort wird behauptet, die FDP sei seit 2014 Regierungspartei. Genauso falsch ist übrigens die Angabe, dass die Liberalen in Bayern 2013 bei der Landtagswahl 7,3 Prozent gewonnen haben. Ganz verwundert reiben wir uns schließlich die Augen beim Blick auf eine Chronik zur Zeitgeschichte, hier findet sich die Notiz "Maueröffnung" unter dem verfrühten Datum vom 18. 10. 1989.

In diesem schludrig bearbeiteten Politiklexikon gibt es Fehler über Fehler; und wenn sie nicht korrigiert werden, dann stehen sie noch in der nächsten Auflage.

Werner Hornung bespricht seit fast fünfzig Jahren politische Bücher.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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