Nachruf:Der "Vorsitzer" der Verleger

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Hanns-Jörg Dürrmeier (l.), Gesellschafter des Süddeutschen Verlags ,mit dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber beim Presseball 2007. (Foto: Catherina Hess/CATH)

Hanns-Jörg Dürrmeier war von 1977 bis 2007 einer der Miteigentümer des Süddeutschen Verlags. Er war aber auch Mäzen und den Künsten zugetan. Nun ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.

Von Kurt Kister, München

Es ist nicht selten, dass Menschen, auch solche, denen es materiell und auch sonst gut geht, manchmal davon träumen, sie wären etwas anderes, als sie gerade sind. Hanns-Jörg Dürrmeier erzählte gelegentlich davon, dass er gerne ein Künstler, ein Maler zu den besten Zeiten Schwabings zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen wäre. Sein Vater Hans Dürrmeier hatte es nicht so sehr mit den Bohemiens, weswegen der Bub erst mal eine Lehre als Verlagskaufmann machen durfte; schließlich war der Vater "Generaldirektor", so was gab es damals noch, und seit 1952 Miteigner des Süddeutschen Verlages (SV). Sein Sohn, im April 1938 geboren, sollte in diese Fußstapfen treten.

Seine Familie hielt 8,33 Prozent am Süddeutschen Verlag

Bevor der damals "junge" Dürrmeier dies allerdings tat, verbrachte er Zeit in England, Frankreich und den USA. Und wenn er schon nicht Maler wurde, machte er als Autor und Regisseur eine Reihe von Dokumentarfilmen, vor allem Porträts zum Beispiel über Lion Feuchtwanger oder den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess. 1977 trat Dürrmeier dann als neues Mitglied in die SV-Gesellschafterversammlung ein und wurde so auch einer der Verleger der Süddeutschen Zeitung. 1982 wählten ihn die Vertreter der fünf Eigentümerfamilien zum "Vorsitzer", so der damalige Titel, der Gesellschafterversammlung. Stete Einigkeit in wichtigen Fragen gehörte nicht zu den herausragenden Eigenschaften dieses Gremiums; dass Dürrmeier bis immerhin 2003 Vorsitzer blieb, zeugte genauso von seinen Fähigkeiten als Mediator wie vom kontinuierlichen Charme eines einmal gefundenen Kompromisses.

Dürrmeier war den Künsten und dem Guten zugetan; als Mäzen unterstützte er Museen, Theater und die Journalistenausbildung. Er engagierte sich für notleidende Münchner, auch weil er ein Münchner, ein Schwabinger durch und durch war. Über Jahrzehnte hinweg gehörte er zur Münchner Gesellschaft, zur feinen und durchaus auch geldigen, aber auch zur feiernden, was er schon 1965 als Faschingsprinz bewies.

Im Jahr 2007 verkaufte Dürrmeier jene 8,33 Prozent, die seine Familie am SV hielt, an die Südwestdeutsche Medienholding, wie es auch weitere drei der insgesamt fünf Gesellschafterfamilien taten. Aus dem Verleger wurde ein fröhlicher Ruheständler, der sehr gerne Golf spielte und reiste. Im Alter von 82 Jahren ist Hanns-Jörg Dürrmeier jetzt in München gestorben.

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