Nach dem Absturz in der Schweiz:"Der Tornado verzeiht keine fliegerischen Fehler"

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Dutzende Male sind Tornados bereits abgestürzt. Doch selbst der Bundeswehrverband - der sonst nicht mit Kritik an der technischen Ausrüstung der Armee spart - verteidigt das in die Jahre gekommene Kampfflugzeug.

Wolfgang Jaschensky

Die Bilanz der Bundeswehr-Tornados klingt erschreckend: Seit die Kampfjets 1981 eingesetzt werden, gab es nach Angaben des Verteidigungsministeriums 44 so genannte Totalverluste. Dazu zählen sowohl Abstürze als auch beispielsweise Verluste durch Brände am Boden. Dabei sind bisher 36 Soldaten ums Leben gekommen, zuletzt am Donnerstag in der Schweiz, als ein Bundeswehr-Tornado im Tiefflug in eine Felswand im Berner Oberland raste.

Dennoch gilt der Tornado als vergleichsweise sicher. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Oberst Bernhard Gertz, sagte zu sueddeutsche.de: "Gemessen an den geleisteten Flugstunden ist die Bilanz des Tornado im Vergleich mit anderen Waffensystemen objektiv nicht schlecht."

Der Tornado sei heute zwar nicht mehr "frisch aus der Fabrikhalle", werde aber aufwändig gewartet und sei auf der Höhe der Zeit. Eine Maschine, die für den Tiefflug entwickelt wurde, berge aber immer Risiken. "Der Tornado ist ein hochkomplexes System, der verzeiht keine fliegerischen Fehler", sagte Gertz.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin betonte, dass es keine Verbindung zu dem Tornado-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gebe. Der abgestürzte Tornado habe nicht zu den zwei Kampfjets der Bundeswehr gehört, die am 2. April im Rahmen des Afghanistan-Einsatzes nur bis Sardinien statt weiter in Richtung Afghanistan geflogen waren.

Der deutsche Pilot, der den Tornado-Absturz im Berner Oberland überlebt hat, hat offenbar großes Glück gehabt. Nach dem Auslösen des Schleudersitzes habe sich der Fallschirm rund 100 Meter unter der Absturzstelle an einer Felsnase verfangen, berichtete der Rettungsarzt Bruno Durrer.

Überlebender hat nur leichte Verletzungen

Böen hätten den Falschschirm offenbar in die Wand hineingedrückt, sagte Durrer am Freitagmorgen im Schweizer Radio DRS. Wäre der Schirm nicht hängen geblieben, hätte der Mann kaum überlebt. Durrer hatte sich zusammen mit einem zweiten Retter aus einem Hubschrauber zum Verunglückten abseilen lassen. Dieser war bei Bewusstsein und ansprechbar."Er sagte uns, er habe nicht geglaubt, dass es möglich ist, ihn dort herauszuholen", berichtete der Arzt.

Man habe den Verunglückten sofort gesichert, dann mit Messern die Leinen des Fallschirms durchschnitten und ihn herausgeflogen. Die Rettungsaktion war wegen starker Eis- und Steinschlaggefahr erschwert worden. Der Überlebende kam mit leichten Verletzungen davon. Der zweite Pilot war bei dem Unglück ums Leben gekommen.

Weshalb der Tornado in die Felswand raste, ist noch nicht bekannt. Ein Expertenteam der Bundeswehr will nun an der Absturzstelle versuchen, die Unglücksursache aufzuklären. Das Team besteht aus Fachleuten der Generalflugsicherung, die nach Zwischenfällen im militärischen Luftverkehr aktiv werden.

Die Fachleute werden die Wrackteile untersuchen und die Informationen beispielsweise der Black-Box auswerten, wie der Sprecher sagte. Das Trümmerfeld auf dem Gletscher wurde weiträumig abgesperrt.

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