Mutmaßlicher Mossad-Agent in Polen:Auslieferung an Deutschland

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Uri B. soll für den Mossad arbeiten und von Deutschland aus ein Attentat auf einen Hamas-Führer in Dubai vorbereitet haben. Der in Warschau Inhaftierte wird nun an Deutschland ausgeliefert.

Polen liefert einen mutmaßlichen Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad an Deutschland aus. Ein Berufungsgericht in Warschau wies den Widerspruch von Uri B. an diesem Donnerstag zurück. Wie ein Richter vor Journalisten in Warschau mitteilte, halte das Gericht "an der erstinstanzlichen Entscheidung fest, die die Auslieferung genehmigt."

Nur nicht erkannt werden: Der mutmaßlicher Mossad-Agent Uri B. vor Gericht in Warschau. (Foto: dpa)

Der mutmaßliche Agent muss damit binnen zehn Tagen an die deutschen Behörden übergeben werden. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt ihn, sich im Zusammenhang mit der Ermordung eines Hamas-Funktionärs im Januar in Dubai illegal einen deutschen Pass besorgt zu haben.

Der Mann war am 4. Juni am Flughafen in Warschau festgenommen worden. Zwei Tage später ordnete das Bezirksgericht in Warschau eine 40-tägige Untersuchungshaft an. Er steht nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel im Verdacht, von Deutschland aus Vorbereitungen für ein Attentat auf einen Hamas-Führer in Dubai getroffen zu haben.

Die Behörden in Dubai beschuldigen den israelischen Auslandsgeheimdienst des Mordes an dem Hamas-Führer Mahmud el Mabhuh, der am 20. Januar tot in einem Luxushotel in dem Emirat aufgefunden worden war. Von den 27 Männern und Frauen des Mordkommandos waren viele mit gefälschten europäischen Pässen unterwegs. Es ist das erste Mal, dass einer der international gesuchten Verdächtigen festgenommen wurde.

Gegen den Mann wird in Deutschland offiziell nicht wegen Beteiligung an dem Attentat ermittelt, sondern wegen Falschbeurkundung und Fälschung. Er soll im Frühjahr 2009 einem anderen mutmaßlichen Mossad-Agenten geholfen haben, beim Einwohnermeldeamt Köln einen deutschen Reisepass zu beantragen.

Mit dem auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellten Pass war einer der mutmaßlichen Mörder in Dubai kurz vor dem Anschlag ein- und kurz danach wieder ausgereist.

Israel wies die Vorwürfe offiziell stets zurück. Zwei israelische Minister hatten Mitte Juni die direkte Überstellung des in Polen festgenommenen Verdächtigen nach Israel gefordert.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/apn/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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