Mord an Offizier in Syrien:Assad-Verwandter festgenommen

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Suleiman al-Assad auf einem Bild von seinem Facebook-Account (Foto: Facebook)
  • In Syrien ist offenbar ein Verwandter von Präsident Assad festgenommen worden.
  • Suleiman al-Assad soll wegen einer Auseinandersetzung im Straßenverkehr einen Offizier "kaltblütig" ermordet haben.
  • Die Tat bringt Präsident Assad unter Zugzwang, sagt ein Experte.

Verwandter von Präsident Assad offenbar festgenommen

Nach den tödlichen Schüssen auf einen ranghohen Offizier in Syrien ist ein Verwandter von Präsident Baschar al-Assad einem staatlichen Medienbericht zufolge festgenommen worden. "Suleiman Hilal al-Assad wurde in Latakia festgenommen und wird den zuständigen Behörden übergeben", berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Montag via Twitter. Ihm werde Mord vorgeworfen.

Weitere Angaben machte die staatliche Nachrichtenagentur nicht. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf örtliche Quellen stützt, berichtete, Suleiman al-Assad sei auf der Straße zwischen Latakia und Kardaha, dem Herkunftsort der Familie Assad, festgesetzt worden. Die Angaben der Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Die Witwe des Opfers sagte zuvor, Präsident Assad habe die Bestrafung seines Verwandten in Aussicht gestellt. Sie habe ein "Versprechen von Präsident Assad erhalten, den Täter zu bestrafen, egal wer er ist", sagte Mayssa Ghanem der regierungsnahen Zeitung Al-Watan vom Montag, Dieses Versprechen sei ihr von "offiziellen Delegationen" überbracht worden, die nach Latakia gekommen seien, um ihr Beileid auszusprechen.

Vorwurf: Mord

Suleiman al-Assad soll am Donnerstagabend in der Hafenstadt Latakia einen Luftwaffenoberst erschossen haben. Grund soll ein Streit im Straßenverkehr gewesen sein. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle und Unterstützern des Präsidenten war Suleiman al-Assad erbost, weil der Offizier Hassan al-Scheich ihn auf einer Straße in Latakia mit dem Auto überholt hatte.

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Die syrische Küstenstadt Latakia gilt als eine Bastion des Assad-Regimes. Doch nun sind auf den Straßen ungewöhnliche Proteste zu sehen.

Ein Bruder des Opfers, der mit al-Scheich im Auto saß, sagte dem britischen Guardian zufolge, der Offizier sei "kaltblütig" ermordet worden, weil er den Täter in einem Stau nicht vorbeigelassen habe. Er hoffe, dass "das Blut meines Bruders uns vor den kriminellen Taten bewahren wird, die Menschen auf den Straßen töten", sagte er weiter, offenbar in Bezug darauf, dass regimetreue Milizen in Syrien ungestraft Angst und Schrecken verbreiten, auch unter den Anhängern des Regimes.

Präsident Assad unter Druck

Der Terror dieser Milizen war wohl mit ein Grund dafür, dass in Latakia am Wochenende mehr als tausend Menschen gegen die Erschießung des Offiziers demonstriert hatten - und die Hinrichtung Suleiman al-Assads forderten. Latakia ist eine Bastion der Assad-Regierung und das Kerngebiet der Alawiten, denen sowohl Präsident Assad und seine Verwandten als auch der ermordete Offizier angehören. Daher sind Proteste dort selten.

Einem Experte der London School of Economics and Political Science zufolge steht Präsident Assad nach dem Mord an dem Offizier unter Druck. Assad befinde sich in einer sehr schwierigen Lage und wolle seine Autorität zeigen, sagte Fawaz Gerges dem Sender Al Jazeera. Er würde sich daher nicht wundern, wenn es in dem Fall zum Prozess käme.

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