Militärbedrohung:Die alte Welt lebt

Die Corona-Krise überdeckt eine ganze Reihe von anderen Krisen, die aber allesamt höchst bedrohlich sind.

Von Stefan Kornelius

Natürlich stimmt es nicht, dass die Welt nach Corona eine ganz andere sein wird als die Welt vor Corona. Ein paar bedrohliche Anzeichen dafür gibt es bereits, ohne dass ein Ende der Virus-Plage abzusehen ist. Präsident Donald Trump warnt Iran vor einem Überraschungsschlag auf amerikanische Truppen, während er selbst umfangreich Kriegsgerät vor der Küste Venezuelas auffährt. Russland übt fleißig mit Mann und Maschinen, unter anderem mit Einheiten für den Einsatz von Nuklearwaffen. Und Kim Jong-un testet neue Waffen in Nordkorea. Das alles ist beunruhigend.

Russlands Begründung, man übe Virenabwehr, ist scheinheilig. Dazu braucht man keine Nuklearwaffen. Und Trumps Fürsorge sollte nicht Venezuela gelten, sondern den Hunderten Seeleuten, die auf dem Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt mit Corona infiziert Dienst tun.

Die alte Welt bereitet sich also auf den Moment vor, in dem nicht mehr alle Aufmerksamkeit der Virenabwehr gilt. Viel gefährlicher aber wäre es, wenn im Schatten von Corona militärische Fakten geschaffen würden: in Venezuela, Syrien oder im Baltikum. Manchmal reicht für die Abschreckung, wenn ein großes Stoppzeichen aufgestellt wird. Könnten Konflikte so zumindest eingefroren werden, dann wäre das bereits ideal. Auf mehr kann man derzeit kaum hoffen.

© SZ vom 03.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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