Michael Buback:"Es wäre ein Fehler, ein Gespräch abzulehnen"

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Michael Buback akzeptiert die Freilassung des Ex-Terroristen Christian Klar - auch wenn sich die Chance, den Mord an seinem Vater aufzuklären, vielleicht verringert.

N. Jauker

Generalbundesanwalt Siegfried Buback wurde 1977 von RAF-Mitgliedern ermordet. Bis heute ist nicht geklärt, wer in Karlsruhe die tödlichen Schüsse auf Michael Bubacks Vater und seine beiden Begleiter abgab. Christian Klar soll damals das Fluchtauto gefahren haben. Michael Buback und Angehörige von anderen RAF-Opfern haben Klar mehrmals aufgefordert, bei der Aufklärung des Falles mitzuwirken. Am 3. Januar 2009, dem 89. Geburtstag von Siegfried Buback, soll Klar auf Bewährung aus der Haft entlassen werden.

Michael Buback, Professor für Technische und Makromolekulare Chemie an der Universität Göttingen, bei einem Fernsehauftritt vor Bildern der ehemaligen RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. (Foto: Foto: dpa)

sueddeutsche.de: Hat Sie die Entscheidung des OLG heute überrascht?

Michael Buback: Nein. Nachdem die Mindestverbüßungsdauer in wenigen Wochen abläuft und die Gutachter keine von Christian Klar mehr ausgehende Gefährdung sehen, blieb dem Gericht wohl kaum Ermessensspielraum. Die Rechtslage sieht in diesem Fall eine Haftentlassung auf Bewährung vor. Das muss ich und werde ich akzeptieren.

Was mich als Angehörigen allerdings überrascht, ist einerseits das enorme öffentliche Interesse an der Person Christian Klar und andererseits das geringere Interesse an der Aufklärung seiner Taten. Er war unmittelbarer Tatbeteiligter bei der Ermordung von Jürgen Ponto und ist zweifellos zu Recht zu "lebenslänglich" verurteilt worden. Sein Tatbeitrag beim Karlsruher Attentat ist dagegen nicht klar. Warum richtet sich nicht stärkeres öffentliches Interesse auf diesen Punkt, zumal innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre beunruhigende Merkwürdigkeiten bei den damaligen Ermittlungen publik geworden sind?

sueddeutsche.de: Verringert die Freilassung von Christian Klar die Chancen, dass der Mord an Ihrem Vater aufgeklärt wird?

Buback: Das kann durchaus sein. Nach der Entscheidung des Bundespräsidenten zum Gnadengesuch von Klar im vergangenen Jahr ist das Interesse rapide zurückgegangen und nur noch wenige haben sich der für uns Angehörige so wichtigen Frage nach Aufklärung des Karlsruher Verbrechens gewidmet. Meine Befürchtung ist, dass dies nach Klars Freilassung wieder so sein wird.

sueddeutsche.de: Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, weshalb Christian Klar noch immer über die Identität des Mannes auf dem Motorrad schweigt?

Buback: Diese Frage vermag ich nicht zu beantworten. Nachdem sich bei den Ermittlungen so wenig bewegt hat, habe ich mit meiner Frau versucht herauszufinden, wer auf dem Motorrad saß. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war das nicht Christian Klar. Noch schlimmer ist es für uns, dass wir davon ausgehen müssen, dass keine der beiden Personen, die vom Motorrad aus meinen Vater und seine beiden Begleiter ermordeten, für diese Tat verurteilt wurden. Sie wurden dafür nicht einmal angeklagt.

sueddeutsche.de: Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie "nicht den Telefonhörer auflegen" werden, wenn Ihnen jemand etwas sagen wolle.

Buback: Unser Hauptinteresse ist unverändert, die Wahrheit über das Karlsruher Attentat zu erfahren. Somit wäre es in meinen Augen ein Fehler, ein Gesprächsangebot abzulehnen, vor allem wenn es von einer Person kommt, die vermutlich alle wesentlichen Tatumstände kennt.

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