MH17:Niederländische Justiz kritisiert Russland

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft der Regierung vor, sie habe die Auslieferung eines ukrainischen Verdächtigen hintertrieben. Dennoch wird es ab März einen Prozess in Den Haag geben.

Die Niederlande haben Russland vorgeworfen, die Auslieferung eines ukrainischen Verdächtigen beim Abschuss von Flug MH17 hintertrieben zu haben. Dadurch sei es trotz mehrerer Gesuche nicht möglich gewesen, den früheren Anführer prorussischer Rebellen in der Ostukraine, Wladimir Tsemach, zu vernehmen, erklärte die niederländische Staatsanwaltschaft am Montag. Tsemach hatte wegen eines anderen Verbrechens in der Ukraine in Haft gesessen, als er von dort aus Anfang September im Zuge eines Gefangenenaustauschs mit Russland nach Moskau ausgeflogen wurde. Den Haag kritisierte die Ukraine dafür. Die russischen Behörden erklärten den Angaben zufolge, sie wüssten nicht, wo sich Tsemach aufhalte. Die niederländische Staatsanwaltschaft wirft Moskau vor, ihm die Rückkehr in die Ostukraine ermöglicht zu haben.

Flug MH17 der Malaysia Airlines war im Juli 2014 über umkämpftem Gebiet der Ostukraine von einer russischen Buk-Rakete abgeschossen worden. Alle 298 Menschen an Bord wurden getötet. Die meisten Opfer waren Niederländer. Der Rebellenführer soll damals das Kommando über die Luftabwehr gehabt haben und beim Abtransport des Buk-Geschützes beteiligt gewesen sein.

Tsemach gehört allerdings nicht zu den vier Hauptverdächtigen, denen ab März 2020 in den Niederlanden wegen 298-fachen Mordes der Prozess gemacht werden soll. Es handelt sich um vier hochrangige prorussische Rebellen - drei Russen und einen Ukrainer. Auch diese Männer will Russland nicht ausliefern. Moskau bestreitet, etwas mit dem Abschuss der Passagiermaschine zu tun zu haben.

© SZ vom 03.12.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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