Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments:Inhaftierter Regisseur Senzow erhält Sacharow-Preis

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Oleg Senzow bei seiner Verurteilung im Jahr 2015: Nun wirde der ukrainische Filmemacher vom EU-Parlament mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet. (Foto: dpa)
  • Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow erhält den diesjährigen Sacharow-Preis des Europaparlaments.
  • Senzow sitzt seit mehr als drei Jahren in russischer Haft. Er war in einem umstrittenen Prozess wegen "Terrorismus" verurteilt worden.
  • Mit einem mehrmonatigen Hungerstreik hatte er auf sein sowie das Schicksal weiterer in Russland inhaftierter Ukrainer aufmerksam gemacht.

Der Sacharow-Menschenrechtspreis geht in diesem Jahr an den in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleg Senzow. Das gab EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani in Straßburg bekannt. "Das Europäische Parlament möchte seine Solidarität mit ihm und seinem Anliegen bekunden. Wir fordern seine unmittelbare Freilassung."

Senzow war im August 2015 in einem umstrittenen Prozess wegen "Terrorismus" zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim eine Terrorzelle gegründet und Anschläge verübt und geplant zu haben. Senzow selbst sowie westliche Kritiker sahen in dem Verfahren gegen ihn einen Racheakt für dessen proukrainische Haltung.

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:Oleg Senzow

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Der 42-Jährige ist nach einem monatelangen Hungerstreik im Gefängnis sehr geschwächt. Senzow hatte damit auf das Schicksal von mehr als 60 Ukrainern aufmerksam machen wollen, die aus politischen Gründen in russischen Lagern und Gefängnissen sitzen, und von denen er selbst der bekannteste ist. Mit dem Hungerstreik hatte Senzow vor der Fußball-WM in Russland im Juni begonnen, Anfang Oktober beendete er ihn.

Senzow galt als Favorit für den Menschenrechtspreis des Europaparlaments. Neben ihm waren der ebenfalls inhaftiere marokkanische Menschenrechtsaktivist Nasser Zefzafi sowie Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Flüchtlinge retten, nominiert. Die drei Kandidaten wurden von den Ausschüssen für Außenpolitik und Entwicklung bestimmt.

Die Entscheidung lag beim Präsidenten des Europaparlaments, Antonio Tajani, und den Chefs der acht Fraktionen. Der nach dem verstorbenen sowjetischen Dissidenten, Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannte und mit 50 000 Euro dotierte Preis wird vom Europaparlament seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.

Die Preisverleihung ist für den 12. Dezember geplant. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die venezolanische Opposition.

© SZ.de/AFP/dpa/epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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