Meine Presseschau:Öko-Kolonialismus oder Naturschutz?

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Anna Reuß arbeitet im Ressort Außenpolitik der SZ. Illustration: Bernd Schifferdecker (Foto: Bernd Schifferdecker)

Riesige Heuschreckenschwärme fallen über Ostafrika her. Wie man sie am besten bekämpft, wird international heftig diskutiert.

Von Anna Reuß

In Ostafrika ziehen riesige Schwärme von Wüstenheuschrecken durch die vom Klimawandel geplagten Staaten - mit verheerenden Folgen für Menschen und Umwelt. Kenia etwa kämpft mit der schlimmsten Heuschreckenplage seit 70 Jahren. Die Zeitung Daily Nation aus Nairobi drängt darauf, den öffentlichen Fokus auf die Heuschreckenplage zu richten. Kenias Regierung mangele es an Mitgefühl "gegenüber den einfachen Leuten, die die Hauptlast der Naturkatastrophen tragen". Trotz früher Warnungen sei zu wenig unternommen worden, um ihr entgegenzuwirken. Politiker hätten zu wenige Ideen, ihre Prioritäten seien Projekte, die wenig Einfluss auf das Leben der einfachen Leute hätten. "Das Letzte, was wir tun sollten, ist, die Heuschreckeninvasion zu ignorieren, die die Ernte zerstören und möglicherweise zu einer Hungersnot führen wird."

Ein Gastbeitrag in The Observer aus Kampala hinterfragt den Umgang der ugandischen Behörden mit den Heuschrecken. In Schwärmen seien ausgewachsene Heuschrecken unersättlich, da sie ständig dem Risiko ausgesetzt seien, zu verhungern oder entdeckt und gefressen zu werden. "Ihr Drang ist es daher, sich ständig zu bewegen und zu paaren", schreibt der Autor, ein Insektenökologe. Aus der Luft Chemikalien zu sprühen, könnte die Heuschrecken in Gebiete zerstreuen, wo sie ihren natürlichen Fressfeinden wie etwa Vögeln entkommen.

Laut Experten der UN haben die Staaten jedoch keine andere Wahl, als Pestizide aus der Luft einzusetzen. Das Wall Street Journal blickt von Washington aus nach Ostafrika und mahnt den "grünen Kolonialismus" an. Während Kenias Regierung darum kämpfe, Chemikalien gegen die Schädlinge einsetzen zu dürfen, dränge die grüne Bewegung in nicht betroffenen Teilen der Welt auf Verbote. "Zu diesen Gruppen gehört vor allem die Route-to Food-Initiative, die von der Heinrich-Böll-Stiftung finanziert wird, die wiederum zur deutschen Grünen Partei gehört". Die Chemikalien, die die Grünen verbieten wollten, seien unerlässlich, um Ernten nicht nur vor Heuschrecken, sondern auch vor häufig vorkommenden landwirtschaftlichen Schädlingen, Unkräutern und Pilzen zu retten. Die Analyse kommt zu dem Schluss: "Insektizide schützen Pflanzen und Menschen."

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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