Meine Presseschau:Ein Faustschlag mitten ins Gesicht

(Foto: N/A)

Die spanische Presse reagiert empfindlich auf die Entscheidung im Fall Puigdemont am Gericht in Schleswig.

Von Karin Janker

Der drastischste Kommentar zur Freilassung des katalanischen Separatistenführers Carles Puigdemont ist eine Karikatur in der nordspanischen Zeitung La Voz de Galicia: Da ballert eine deutsche Justitia mit blonden Locken ihrer spanischen Kollegin die Faust mitten ins Gesicht. Das lässt wenig Interpretationsspielraum: Dass die deutsche Justiz den Vorwurf der "Rebellion" nicht anerkennt, müssen viele Spanier als harten Schlag empfinden.

Die Madrider Tageszeitung El País, stets kritisch den Separatisten gegenüber, nennt die Entscheidung des Gerichts in Schleswig "unerwartet" und betont, dass der Ball nun wieder bei der spanischen Justiz liege, die unabhängig von der deutschen zu entscheiden habe: "Puigdemont wurde weder verurteilt noch freigesprochen."

Der katalanischen La Vanguardia zufolge ist nun das überzogene Vorgehen der spanischen Justiz offenkundig. Die neue Wendung schade dem Ansehen Spaniens. Zwar sei die spanische Justiz souverän, aber die deutsche habe gezeigt, "dass man Dinge auch anders regeln kann - und ganz Europa hat es gehört".

Die konservative Tageszeitung El Mundo sieht dagegen das europäische Projekt gefährdet, wenn sich Staaten "angesichts von Staatsstreichs" nicht der Solidarität anderer sicher sein könnten. Spaniens Justiz werde von der deutschen nicht als gleichrangig gesehen. Deutschland verbiete Bayern, sich abzuspalten - wenn es aber um dasselbe Problem in Spanien gehe, sei man plötzlich anderer Meinung.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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