Medizin:Landärzte ohne Quote

Ein Studienplatz darf nicht vom späteren Einsatzort abhängen.

Von Kim Björn Becker

Auf dem Land fehlt es an Ärzten, an dieser Diagnose gibt es keinen Zweifel. Strittig ist nur, welche Therapie dagegen hilft. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Es ist eine Frage der Verteilung, die Mediziner bleiben in den Städten. Es gibt aber keineswegs zu wenige von ihnen, wie gern behauptet wird, die Universitäten bilden so viele aus wie lange nicht.

Nun ist es gut und richtig, dass Bund und Länder das Problem lösen wollen. Ihr Vorhaben, einen Teil der Medizin-Studienplätze für jene zu reservieren, die sich früh dazu verpflichten, später Landarzt zu werden, ist aber der falsche Weg. Ein Studium ist eine wissenschaftliche Ausbildung und kein Crash-Kurs für einen späteren Job. Es sollte nur jenen offenstehen, die dafür geeignet sind. Das gilt insbesondere, wenn es - wie bei der Humanmedizin - so viel mehr Interessenten gibt als Plätze. Deshalb sollte in Deutschland nur Arzt werden können, wer unter Beweis stellt, dass er oder sie leistungsbereit und empathisch ist. Wer Kontingente an spätere Landärzte auf Zeit vergibt, bricht mit dem Prinzip der Exzellenz - und erteilt womöglich jenen den Zuschlag, die sich nur deshalb qualifizieren, weil sie für die politisch Verantwortlichen eine hässliche Lücke zu füllen bereit sind.

Die Landarzt-Quote ist eine Option, keine Pflicht. Die Bundesländer täten gut daran, sie einfach gar nicht erst anzuwenden. Dann könnten sich auch die Universitäten weiter nur die Besten aussuchen.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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