McCains Vize:Republikaner feiern Sarah Palin

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Die Überraschung ist gelungen: John McCains Kandidatin für das Amt der US-Vizepräsidentin, Sarah Palin, ist wenig bekannt, wird aber bei ihrem ersten Wahlkampfauftritt bejubelt. Häme dagegen aus dem Obama-Lager.

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat John McCain will mit einer Frau als Vizepräsidentin das Weiße Haus erobern. Er berief am Freitag die landesweit kaum bekannte 44-jährige Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, als seine Kandidatin für den Stellvertreterposten und sorgte damit für eine große Überraschung.

Sarah Palin bei ihrem ersten Auftritt als Kandidatin für das Amt des US- Vizepräsidenten. in Dayton (Ohio). (Foto: Foto: AP)

Vor jubelden Anhängern sagte McCain in Dayton (Ohio): "Sie ist genau das, was ich brauche und was das Land braucht." Er präsentierte Palin als eine prinzipientreue, aber zugleich reformfreudige Politikerin, die ihm helfen werde, mit dem "business as usual" in Washington Schluss zu machen.

Palin sei hartnäckig, wenn es gelte, Probleme anzugehen, und habe als Gouverneurin Regierungserfahrung gesammelt und damit genau die richtige Persönlichkeit, um "Washington aufzumischen" und dafür zu sorgen, dass die Interessen des Landes wieder Vorrang vor Eigeninteressen erhielten.

"Prinzipientreu, reform- und kompromissbereit"

Palin selbst, erst seit 2006 Gouverneurin von Alaska, wurde bei ihrem Premieren-Auftritt als Kandidatin mit tosendem Applaus empfangen: "Ich weiß, dass die Aufgabe mir das Beste abverlangt. Ich verspreche nichts Geringeres", rief sie den republikanischen Anhängern in Dayton zu.

McCain räumte ein, dass Palin landesweit recht unbekannt sei. "Aber wenn Sie sie kennenlernen, werden Sie genauso beeindruckt sein wie ich. Ich habe den richtigen Partner gefunden, der mit mir gegen jene vorgeht, die ihre Privilegien über ihre Verantwortung stellen, die die Macht über das Prinzip erheben und die ihre Interessen vor Eure Bedürfnisse stellen", sagte der Senator aus Arizona.

Palin sei prinzipientreu, aber zugleich reform- und kompromissbereit, sie sei hartnäckig, wenn es gelte, Probleme anzugehen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hob hervor, dass seine frisch gekürte Vizekandidatin aus einfachen Verhältnissen stamme und nicht die Bodenhaftung verloren habe.

Palin "versteht die Probleme, die Hoffnungen und die Werte der arbeitenden Menschen". Sie wisse wie es sei, wenn man sich um Gesundheitsversorgung, die Hypothek und Kosten für die Lebenshaltung sorge.

McCain, der am Freitag 72 wurde, überging mit seiner Entscheidung weitaus prominentere Anwärter auf das Vizeamt wie den früheren Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Palin galt als krasse Außenseiterin. Die Spekulationen hatten sich erst im Laufe des Freitages auf sie konzentriert, nachdem ein Privatflugzeug aus Alaska nahe Dayton gelandet war.

Experten werteten McCains Entscheidung für Palin vor allem als Versuch, Wählerinnen auf seine Seite zu ziehen. Außerdem habe er angesichts seines eigenen Alters und der relativen Jugend seines Rivalen Obama (47) frischen Wind in seinen Wahlkampf bringen wollen.

Lob von Präsident Bush

US-Präsident George W. Bush lobte McCains Entscheidung in höchsten Tönen. Sein Parteifreund habe "eine aufregende Wahl" getroffen, erklärte Bush. Die 44-Jährige sei eine "bewährte Reformerin". Sie sei zudem eine weise Verwalterin von Steuergeldern und trete dafür ein, dass Regierende auch zur Verantwortung gezogen werden.

Obamas Wahlkampflager kritisierte dagegen die mangelnde Erfahrung Palins. "John McCain hat heute die frühere Bürgermeisterin eines 9000-Einwohner-Ortes ohne jede außenpolitische Erfahrung nur einen Herzschlag von der Präsidentschaft entfernt platziert", sagte Obamas Sprecher Bill Burton.

Die Gouverneurin setzte sich wie McCain gegen Abtreibung, die Interessen der Ölindustrie und eine Fortsetzung der verfehlten Wirtschaftspolitik von Präsident George W. Bush ein.

© dpa/Reuters/AP/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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