Mauss-Prozess:Den Papst retten 

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Im Steuerprozess gegen den Ex-Agenten Mauss erzählt dieser davon, was ihn ein Schutzengel-Einsatz im Vatikan gekostet haben soll.

Von Ralf Wiegand

Normalerweise kostet er nichts, der Schutzengel, seine Dienste sind im christlichen Glauben inklusive. Bekanntlich sieht man ihn auch nicht, und wenn doch, dann erkennt man ihn nicht. Nur weil Schutzengel keine Rechnung stellen, sollte man aber noch nicht annehmen, dass deren Dienste keine Kosten verursachen. Im Gegenteil: Dieses Zur-Stelle-sein, wenn es richtig eng wird, ist eine sehr teure Angelegenheit, und besonders teuer wird es, wenn der Chef persönlich Hilfe braucht: der Papst!

Glaubt man dem deutschen Ex-Geheimagenten Werner Mauss, so trat 2010 der Schutzengel des Papstes Benedikt XVI. in Gestalt von, nun ja, Werner Mauss in Aktion. Agent ist keine schlechte Tarnung für einen Schutzengel, sie sind beide in der Welt des Mystischen zu Hause und wirken doch im Irdischen. Und Mauss, der Schutzengel des Papstes, hat am Montag vor dem Bochumer Gericht erstmals Einblicke in die Kosten solch eines Schutzengels gegeben.

Bisher hatte Mauss nur in den Akten behauptet, er habe dem Papst damals das Leben gerettet. Joseph Ratzinger, habe Mauss erfahren, sollte von einer Mafia vergiftet werden, aber er, Mauss, habe das stoppen und den Papst retten können. Am Montag, im Rahmen des Steuerverfahrens, dem sich Mauss stellen muss, bezifferte er auch die Betriebsausgaben für diese schutzengelhafte Tat: "Maßnahmen zur Rettung des Papstes", trug einer seiner Anwälte bei der Auflistung von Betriebsausgaben des deutschen 007 vor, "2,5 Millionen Euro".

Erstmals hat Mauss, dem besonders schwere Steuerhinterziehung vorgeworfen wird, Kosten für seine streng geheimen Operationen benannt, wenigstens teilweise. Würde er alles verraten, sagte Mauss der SZ in einer Verhandlungspause, sei sein Leben in Gefahr. Also berichtete er, was es kostet, einen thailändischen Sandstrand in einem Frankfurter Hotel nachbauen zu lassen, einen Opernsänger für einen Auftritt in ein Gefängnis einzuschleusen, Leichenwagen mit GPS-Sendern zu versehen, um in Särgen geschmuggelte Waffen zu finden - oder eben den Papst zu retten. Ob das Gericht an Schutzengel glaubt? Das vermutlich recht weltliche Urteil soll am kommenden Montag fallen.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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