Manöver:Vertrauen üben

Ein russisches Großmanöver schürt neuen Argwohn bei der Nato.

Von Stefan Kornelius

Moskau hat sein Großmanöver Sapad beendet, und die Nato hat auf traditionelle Weise darauf reagiert. Das Bündnis sieht seine Befürchtungen bestätigt: Russland habe weit mehr Soldaten und Waffen im Gefecht getestet, als das nach den Rüstungskontrollvereinbarungen erlaubt gewesen wäre. Diese Klage ist nicht neu. Die Nato hat sie auch schon vor vier Jahren erhoben, und auch damals hatte sie bereits recht.

Zwei Dinge sind es vielmehr, die das Bündnis mit Sorge erfüllen sollten. Erstens ist nach wie vor offen, ob Russland all seine Soldaten von weißrussischem Territorium wieder abzieht. Schon vor der Besetzung der Ukraine waren es die Manöversoldaten gewesen, die nach der Übung zur Tat geschritten sind. Und zweitens ist nicht gesichert, ob Russland die für die Übung nach Kaliningrad gebrachten Kurzstreckenraketen von dort auch wieder verschwinden lässt. Es ist vielmehr zu befürchten, dass die auf Satellitenaufnahmen entdeckten Fundamente eine dauerhafte Stationierung möglich machen sollen.

Bleibt für die Nato dieselbe Erkenntnis wie vor vier Jahren: Zwischen Russland und dem Westen mangelt es vor allem an Vertrauen. Sowohl für Manöverbewegungen wie für Raketenstationierungen gab es schon einmal klare Regeln. Die politische Kunst wird sein, Russland wieder dazu zu bringen, sie auch tatsächlich einzuhalten.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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