Macron:Ein Mann, ein Wort

Der Präsident modernisiert das Land beharrlich. Er verdient Vertrauen.

Von Stefan Ulrich

Wenn sich viele Franzosen vom Reformtempo ihres Präsidenten überrollt fühlten, wenn sie an seiner sozialen Ader zweifelten und sich fragten, ob es richtig war, diesen jungen Mann zum Staatschef zu wählen, so dürfen sie jetzt beruhigt sein. Bei seiner Rede vor dem Kongress in Versailles bestätigte Emmanuel Macron, dass er ein Politiker ist, der weiß, was er will, und tut, was er sagt. Und das mit einer Ruhe und Kraft, die nicht für Arroganz sprechen, sondern für Überzeugung und Haltung.

Macron ist den Abstiegsängsten und der Wut vieler Franzosen nicht ausgewichen, und auch nicht seinen sinkenden Umfragewerten. Er hat der Nation erklärt, warum er den Arbeitsmarkt reformiert und die Bahn, den öffentlichen Dienst, das Steuerrecht und die Schulen: weil er ein anderes Verständnis von sozialer Politik hat als viele Vorgänger. Dieser Präsident will soziale Gerechtigkeit nicht mittels Umverteilung durch einen patriarchalischen Staat schaffen, sondern durch Chancengleichheit und Bildung für alle. Er möchte nicht Herkunft, sondern Leistung belohnen. Das klingt in Frankreich noch immer nach Revolution.

Macron ist beharrlich genug, seinem Kurs treu zu bleiben. Die Frage ist jetzt, ob die Franzosen geduldig genug sind, ihrem ersten großen Präsidenten seit Jahrzehnten weiter zu folgen.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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