Machtkampf in Venezuela  :Guaidó kündigt  Marsch auf Caracas an

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Der Oppositionsführer will seine Anhänger landesweit sammeln und Maduro stürzen. Solange die Armee sich jedoch auf Seiten der Maduro-Regierung befindet, stellt der Marsch ein hohes Risiko dar.

Von Benedikt Peters, München

Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó will einen Protestmarsch auf die Hauptstadt Caracas organisieren und so den Machtwechsel erzwingen. "Ich kündige hiermit eine Rundreise durch Venezuela an, um alle Anhänger nach Caracas zu bringen und das Ziel zu erreichen", rief Guaidó am Samstag von der Ladefläche eines Pickups herab seinen Anhängern zu. Die Polizei hatte den Aufbau einer Rednerbühne mit der Festnahme der Arbeiter verhindert. Der Parlamentspräsident, der von mehreren EU-Staaten und den USA inzwischen als rechtmäßiger Staatschef Venezuelas anerkannt wurde, nannte aber kein Datum für die Rundreise und den Marsch.

Ohnehin ist fraglich, ob Guaidó mit der Aktion wirklich viel bewirken könnte. Denn der Machtkampf zwischen ihm und dem angeschlagenen Staatschef Nicolas Maduro ist seit Wochen festgefahren. Die einzige Konstante ist, dass sich das Leiden der venezolanischen Bevölkerung immer weiter verschlimmert; der Höhepunkt war ein landesweiter Stromausfall am Donnerstag und Freitag.

Für die Venezolaner sind Probleme mit dem Strom nichts Neues. Erst neulich ging im Präsidentenpalast Miraflores das Licht aus, als Maduro eine Fernsehansprache hielt und auf die "Aggressoren" aus Washington schimpfte. In seiner Heftigkeit aber war der neuerliche Zusammenbruch der Energieversorgung nahezu beispiellos, Zeitungen schrieben vom "längsten Stromausfall in der jüngeren venezolanischen Geschichte". Auch am Wochenende gab es in Teilen des Landes keinen Strom.

Da in manchen Krankenhäusern auch die Notstromaggregate nicht funktionierten, gab es Tote, etwa, weil Dialysegeräte ausfielen. Die Ärzteorganisation Médicos por la Salud spricht von mindestens 17 verstorbenen Patienten. Sie weist darauf hin, dass frühere Stromausfälle in Krankenhäusern in den vergangenen Monaten insgesamt schon 79 Tote gefordert hätten.

Machthaber Maduro gibt den "vulgären Taschendieben" in den USA die Schuld am Stromausfall

Die Maduro-Regierung hat dazu noch nicht Stellung genommen, sondern beschränkt sich darauf, die Schuld den "vulgären Taschendieben" aus Washington in die Schuhe zu schieben, sie meint damit die US-Regierung. Maduros Informationsminister Jorge Rodriguez sagte im Staatsfernsehen, eine Cyberattacke habe ein Wasserkraftwerk lahm gelegt, dahinter steckten US-Präsident Trump und der republikanische Senator Marco Rubio, der Trump zu Venezuela berät.

Nach Ansicht von Experten jedoch sind das Stromnetz und das betroffene Wasserkraftwerk seit Jahren marode. Vor zwei Wochen erst warnten Mitarbeiter der staatlichen Energiegesellschaft Corpoelec, dass sich das System in einem desolaten Zustand befände, die Mittel für Wartungsarbeiten aber fehlten. Sie machten dafür ihrerseits die Korruption des Maduro-Regimes verantwortlich. Obwohl Oppositionsführer Guaidó diese Missstände anprangert, ist es unwahrscheinlich, dass er den Machtkampf bald für sich entscheiden kann. Dafür müsste er die Armee auf seine Seite ziehen, deren Führung eng mit Maduro verbandelt ist. Im Fall eines Marsches auf Caracas, so ist zu befürchten, dürfte es weitere Tote geben.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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