Machtkampf in Guinea:Putschisten setzen Präsidenten ein

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Das Militär übernimmt die Macht: Der Führer der Putschisten, Hauptmann Camara, hat sich in Guinea zum Übergangspräsidenten erklärt. Er sagte Wahlen für 2010 zu.

Einen Tag nach dem Putschversuch in Guinea hat die neue Militärjunta den Hauptmann Moussa Dadis Camara zum Staatsoberhaupt berufen. Er gelangte ungehindert zum Sitz des Präsidenten.

Übergangspräsident in Guinea: Hauptmann Moussa Dadis Camara. (Foto: Foto: AFP)

Zuvor hatte Parlamentspräsident Aboubacar Sompare die Weltgemeinschaft um Hilfe gebeten. Die internationale Gemeinschaft müsse verhindern, dass das Militär den demokratischen Prozess unterbinde, sagte Sompare der Nachrichtenagentur Reuters.

Die neue Militärjunta sagte indes Wahlen für Dezember 2010 zu. Diese würden transparent und glaubwürdig sein, versprach Camara in einer Fernsehansprache. Gemäß der Verfassung muss binnen zwei Monaten ein neuer Präsident gewählt werden.

Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conte hatte ein Gruppe von Offizieren am Dienstag gegen die Regierung geputscht und erklärt, die Verfassung sei außer Kraft gesetzt.

Gemäß der Verfassung hätte Sompare übergangsweise das Amt des Staatschefs übernehmen sollen. Allerdings war zunächst nicht klar, ob die Meuterer tatsächlich die Macht über das weltweit führende Exportland für Aluminiumerz an sich reißen konnten.

Sompare zufolge verhandelten Vertreter der Regierung und der Putschisten miteinander. Zwar suche das Militär nach ihm, sagte Sompare. Er sei aber an einem sicheren Ort.

Obwohl sich Regierungsmitglieder und der Chef der Armee, General Diarra Camara, gegen den Putsch aussprachen, befürworteten Teile der Bevölkerung die Machtübernahme durch die Militärs. "Das ist eine gute Sache. Sonst würden die alten Politiker ihre dreckigen Geschäfte weiterführen und das Land plündern", sagte Naby Laye Traore, ein Elektriker.

Die Aufständischen machten die Regierung für die wirtschaftliche Krise in dem mehrheitlich muslimischen Land verantwortlich und beschuldigten sie der Korruption und Vetternwirtschaft. In dem 9,2 Millionen Einwohner zählenden Guinea ist es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Aufständen gegen Conte, Streiks und Meutereien von Soldaten gekommen. Die Spannungen haben sich zuletzt wegen steigender Lebensmittel- und Energiepreise verschärft.

Der etwa 74-jährige Conte regierte das Land 24 Jahre lang. Er war am Montag gestorben. Auch der kettenrauchende Diabetiker kam 1984 in einem Putsch an die Macht, nachdem sein Vorgänger Sekou Toure in einer Klinik in den USA verstorben war. Guinea ist der weltgrößte Exporteur von Bauxit. Das Erz wird zur Aluminium-Produktion eingesetzt.

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