Libyen nach Gaddafi:Nationalversammlung übernimmt Macht in Tripolis

Lesezeit: 1 min

Ein Gremium von 200 Menschen regiert Libyen: Ein Jahr nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi tritt die gewählte Nationalversammlung ihr Amt an. Erste Aufgabe: einen Staatschef bestimmen.

Etwa ein Jahr nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi hat in Libyen die gewählte Nationalversammlung ihr Amt angetreten. Sie löste den Nationalen Übergangsrat ab, der das Land seit dem Sieg der Aufständischen über Gaddafi regiert hat. Die Zeremonie war die erste friedliche Machtübergabe in der jüngeren Geschichte Libyens. Gaddafi war 1969 in einem unblutigen Putsch an die Macht gekommen.

In einer Rede räumte der Vorsitzende des Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, ein, dass es dem Gremium nicht gelungen sei, die Sicherheit im Land vollständig wiederherzustellen. Auch in der Ära nach Gaddafi kommt es immer wieder zu blutigen Zwischenfällen. Doch der Rat habe in "außergewöhnlichen Zeiten" regiert, sagte Dschalil. Anschließend löste Dschalil den Übergangsrat auf und übergab die Macht an die 200-köpfige Nationalversammlung.

Diese trat am Abend des Jahrestags der Befreiung der Hauptstadt Tripolis unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zusammen. Während der offiziellen Zeremonie versammelten sich Hunderte Menschen auf dem Platz der Märtyrer. Sie hielten Kerzen als Symbol der Versöhnung.

Drei Blöcke dominieren

Die Nationalversammlung muss innerhalb eines Tages einen Präsidenten bestimmen und innerhalb von 30 Tagen eine Regierung bilden. In dem Gremium gibt es drei große Blöcke: Islamisten, darunter die Muslimische Bruderschaft und ultrakonservative Salafisten, Liberale und Gemäßigte unter Führung von Mahmud Dschibril, der während des Aufstands Ministerpräsident war, sowie Unabhängige.

Nisar Kawan, ein den Muslimbrüdern nahestehender Unabhängiger, sagte, die Versammlung stehe vor großen Herausforderungen. Diese reichten von der Wiederherstellung der Sicherheit bis zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Ob die Nationalversamlung auch selbst eine Verfassunggebende Versammlung einberuft oder ob deren 60 Mitglieder direkt vom Volk gewählt werden, ist noch offen.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: