Leser-Abstimmung:Lehren aus Corona

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SZ-Leser diskutieren und suchen nach Antworten: Das Projekt Werkstatt Demokratie geht in eine neue Runde.

Von Sabrina Ebitsch und Peter Lindner, München

"In Zeiten von Corona", das liest man jetzt oft. Die Davor-Zeit wirkt weit weg, obwohl sie erst einige Monate zurückliegt. Sogar die Phrase ist mittlerweile abgenutzt. Doch beschreibt "in Zeiten von Corona" noch immer die Gegenwart - und womöglich auch die Zukunft: Der Kampf gegen das Virus wird uns noch länger begleiten. "Es kann sein, dass es nie mehr verschwindet", sagt Michael Ryan, der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Selbst wenn ein Impfstoff gefunden ist, wird Covid-19 uns und die Welt womöglich nachhaltig verändert haben. Die Frage ist nur: Wie verändert Corona die Welt? Wie können wir alle darauf Einfluss nehmen? Und was können wir aus der Krise lernen? Darüber wollen wir mit Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, diskutieren: bei einer neuen Runde des Projekts Werkstatt Demokratie, das die SZ gemeinsam mit der Nemetschek Stiftung umsetzt. Trotz und gerade in Zeiten von Corona.

"Die Debatte ist das Herzstück der Demokratie", sagt Claudia Ritzi, Politik-Professorin an der Universität Trier. Und diese sei in der Corona-Krise zuletzt zu kurz gekommen. Dabei werde eine intensive Debatte derzeit dringend gebraucht. Es sei zu erwarten gewesen, dass es Konflikte gibt, wenn in einzelnen Bereichen Corona-Beschränkungen zurückgenommen werden - und in anderen nicht. "Je mehr wir über Lockerungen reden, desto wichtiger wird der konstruktive Streit darüber", betont die Demokratieforscherin.

Die Parlamente müssten wieder sichtbarer werden, vor allem als "Orte der Debatte". Wichtig ist laut Ritzi aber auch, im ganzen Land "Inseln der Diskussion" zu eröffnen und dabei sehr viele unterschiedliche Personen einzubeziehen. "Wir brauchen den Austausch - auch zwischen Politikern und der Bevölkerung, damit die Problemlagen der Menschen sichtbar werden und die richtigen politischen Antworten gefunden werden können."

Zivilisiert streiten und Lösungsideen entwickeln - darum geht es auch bei der Werkstatt Demokratie, die die Süddeutsche Zeitung nun zum vierten Mal veranstaltet. Hier setzen die Leserinnen und Leser das Thema: In der Vergangenheit wünschten sie sich Debatten zu den Themen Wohnen, Europa und der Klimakrise. Auf sz.de/werkstattdemokratie können Sie nun noch bis Dienstag abstimmen, welcher Aspekt der Corona-Krise Sie am meisten interessiert (siehe Kasten). Das Ergebnis veröffentlichen wir am Mittwoch. Ihr Votum ist dann wieder unser Arbeitsauftrag: SZ-Redakteure starten unmittelbar danach mit der Recherche, um besonders wichtige Facetten des gewählten Themas aufzuarbeiten. Die Beiträge publizieren wir vom 22. Juni an. Diese Informationen sollen unter anderem die Basis bilden für die Diskussionen am Ende jener Woche. Coronabedingt verlegen wir diese ins Virtuelle. Bei Videoworkshops am Samstag, 27. Juni, wollen wir wieder Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Sichtweisen in einen Dialog bringen. Anmelden können Sie sich von Mittwoch, 27. Mai, an unter sz.de/werkstatt_anmeldung. Dass in der Gesellschaft inzwischen ein größeres Bewusstsein dafür da sei, wie wichtig Debatte ist, sieht Demokratieforscherin Ritzi positiv. Da alle von den Corona-Beschränkungen betroffen seien, realisierten zudem viele: Politik geht uns alle an. Das sei eine Chance, auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich sonst nicht für Politik interessierten. "Insofern ist die Krise auch eine große Chance für die Demokratie."

Diese Themen stehen zur Abstimmung

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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