Lateinamerika:Ein Hilferuf

Die Flüchtlingswelle aus Venezuela geht auch Europa an - und nicht nur die Nachbarländer, die sich mittlerweile damit überfordert fühlen.

Von Christoph Gurk

Ecuador hat strengere Visavorschriften für Venezolaner eingeführt. Dahinter steckt keine Hartherzigkeit, sondern ein Hilferuf. Der Flüchtlingszustrom stellt eine enorme Herausforderung dar, allein können die Aufnahmeländer in der Region sie nicht mehr meistern. Mehr als vier Millionen Frauen, Männer und Kinder haben Venezuela seit 2015 verlassen. Das Land steckt in einer schweren Krise. Oppositionelle werden verhaftet, es mangelt an Nahrung und Medikamenten. Hält die Not an, könnte sich die Zahl der Flüchtlinge aus dem südamerikanischen Land bis Ende nächsten Jahres sogar verdoppeln, befürchtet die Organisation Amerikanischer Staaten.

Bisher haben die lateinamerikanischen Staaten mit großer Offenheit reagiert. Vor allem Kolumbien, Peru und Ecuador haben jeweils Hunderttausende Menschen aufgenommen. Das ist eine enorme gesellschaftliche, aber auch wirtschaftliche Aufgabe, die bislang vor allem von den betroffenen Ländern selbst bewältigt wurde. Nun aber stoßen die Aufnahmeländer zunehmend an ihre Grenzen.

Europa und die internationale Gemeinschaft sind jetzt gefordert. Sie müssen den lateinamerikanischen Ländern helfen, mit Logistik, mit der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge und auch finanzieller Unterstützung. Alles andere wäre hartherzig.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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