Landwirtschaft:Mehr Öko wagen

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Beim Auftakt der Biofach-Messe in Nürnberg setzt sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt ein Ziel, das nicht ganz so neu ist.

Von Jan Heidtmann, Nürnberg

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will den Ausbau ökologischer Landwirtschaft unterstützen. Dies ist der Kern seiner "Zukunftsstrategie ökologischer Landbau", die Schmidt zum Auftakt der Biofach-Messe in Nürnberg vorstellte. Dafür griff er ein Vorhaben seiner Vorgängerin Renate Künast auf. Sie war von 2001 bis 2005 Landwirtschaftsministerin und hatte postuliert, dass 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland in naher Zukunft ökologisch bewirtschaftet werden sollten. Derzeit sind es zehn Prozent.

Das Ziel sei etwas "angestaubt", sagte Schmidt, mithilfe der Ökostrategie solle es nun wieder aufleben. Sie sei eine "Richtschnur für ein mehr an ökologischer Landwirtschaft". Auf einen genauen Zeitpunkt, bis zum dem die 20 Prozent erreicht sein sollen, wollte sich der Minister jedoch nicht festlegen. "Das Ziel bleibt, dass wir mittelfristig 20 Prozent ökologischen Landbau haben", sagte Schmidt. Er wolle das jedenfalls noch "zu Lebzeiten" erreichen.

Der Vorsitzende des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, sagte "diese Strategie ist eine gute Strategie". Das Vorhaben, die ökologisch bewirtschafteten Flächen auszubauen, "wird konsistent unterlegt". Seit Mai 2015 hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium gemeinsam mit dem BÖLW und anderen Experten an der Strategie gearbeitet. Sie sieht auch ein Bündel von konkreten Maßnahmen vor. So soll die Öko-Verordnung der EU auch im Sinne der deutschen Biobranche reformiert werden. Dazu gehört, dass die EU-Kommission ihre Pläne fallen lassen soll, Schwellenwerte beispielsweise für chemische Pflanzenschutzmittel einzuführen, bei deren Übertretung das Bio-Label aberkannt werden könnte. Denn häufig werden die Bio-Produkte dadurch verunreinigt, dass Rückstände solcher Mittel von Feldern konventioneller Bauern herüberwehen. Damit würden die Bio-Bauern dafür verantwortlich gemacht.

Außerdem stellte Schmidt mehr Geld für Landwirte in Aussicht, die von konventionellem Anbau auf biologischen umstellen wollten. Diese Phase dauert in der Regel drei Jahre oder länger. In dieser Zeit haben die Bauern zwar bereits höhere Kosten, können ihre Produkte aber noch nicht als teurere Bioprodukte verkaufen. Deshalb scheuen viele Landwirte die Umstellung. Schmidt will die Bundesmittel dafür von jetzt 20 Millionen allmählich auf 30 Millionen steigern. Das sei "ein sehr guter Anfang", sagte BÖLW-Vorstand zu Löwenstein. Entscheidend sei aber, "wie das umgesetzt wird".

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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