Krise im Nahen Osten:Hamas-Kämpfer feuern erneut Raketen ab

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Rauch einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete: Der UN-Sicherheitsrat hat Israel und die Palästinenser zu einem sofortigen Ende der Gewalt aufgerufen. (Foto: AFP)

Bei Attacken der israelischen Luftwaffe sind erneut Palästinenser ums Leben gekommen - nun greifen Hamas-Kämpfer wieder Israels Metropole Tel Aviv an. Der UN-Sicherheitsrat ist angesichts der Gewalt alarmiert.

  • Hamas-Kämpfer im Gazastreifen feuern erneut Raketen auf Tel Aviv ab, Israels Militär wiederum greift Ziel im Gazastreifen an.
  • Der UN-Sicherheitsrat zeigt sich extrem besorgt über Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.
  • Israels Ministerpräsident Netanjahu erteilt internationalen Rufen nach einer Waffenruhe eine klare Abfuhr - auch die Hamas schließt entsprechende Gespräche aus.
  • Kuwait beantragt Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga.

Tel Aviv erneut unter Raketenbeschuss

Radikale Palästinenser haben am Samstagabend erneut Raketen auf die israelische Küstenmetropole Tel Aviv abgefeuert. Eine Sprecherin der israelischen Armee berichtete, dass die Raketenabwehr drei der Geschosse abgefangen habe. Auch in Jerusalem und anderen Teilen des Landes ertönte am Abend Raketenalarm, wie die Armee via Twitter mitteilte. Die Kassam-Brigade, der militärische Arm der radikalislamischen Hamas, hatte die Angriffe zuvor auch via Twitter angekündigt. Bei einem neuen Luftangriff Israels im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben unterdessen mindestens 15 Palästinenser getötet worden. Ein Sprecher der israelischen Armee bestätigte das zunächst nicht, man prüfe die Angaben, hieß es. Am Samstagabend forderte das israelische Militär die Einwohner des nördlichen Gazastreifens via Twitter auf, zu ihrer eigenen Sicherheit ihre Häuser zu verlassen. Beobachtern zufolge dürfte die Warnung auf eine weitere Angriffswelle hindeuten.

UN-Sicherheitsrat ruft Israelis und Palästinenser zu Waffenruhe auf

Angesichts der Eskalation der Gewalt hat der UN-Sicherheitsrat Israelis und Palästinenser zu einer Feuerpause aufgerufen. In einer einstimmigen Erklärung riefen die 15 Mitglieder des Sicherheitsrates am Samstag in New York zudem beide Seiten zur Achtung des humanitären Völkerrechts auf, "insbesondere den Schutz von Zivilisten". Die Waffenruhe vom November 2012, der letzten gewalttätigen Eskalation in dem Konflikt, solle wiederhergestellt werden, hieß es in der Erklärung. Die 15 Staaten zeigten sich "sehr beunruhigt" angesichts des Konflikts. Sie äußerten ihre "Unterstützung für eine Wiederaufnahme der direkten Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern mit dem Ziel eines umfassenden Friedensabkommens auf der Grundlage der Zwei-Staaten-Lösung."

Zahl der getöteten Palästinenser steigt auf etwa 130

Nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte kamen seit Beginn der israelischen Angriffe etwa 130 Menschen im Gazastreifen ums Leben, mehr als 900 Menschen wurden verletzt. Seit dem Start der Angriffe auf die Hamas am Dienstag hat die israelische Armee mehr als 1220 Ziele in der Mittelmeer-Enklave bombardiert. Dies ergibt sich aus einer vom Militär veröffentlichten Zählung. Danach gingen mehr als 540 Raketen der Hamas auf israelischem Gebiet nieder, überdies wurden rund 140 von der Raketenabwehr abgefangen. Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum Samstag erneut Ziele im Gazastreifen angegriffen, Extremisten der Hamas setzten den Raketenbeschuss Israels am frühen Samstagmorgen ebenfalls fort. Am Freitag wurden durch die Raketen mehrere Israelis verletzt, aber nach bisherigen Informationen niemand getötet.

Netanjahu will sich dem internationalen Druck nicht beugen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erteilte Rufen der USA, der EU, der UNO und der Arabischen Liga nach einer Waffenruhe am Freitag eine klare Abfuhr. "Kein internationaler Druck" könne Israel daran hindern, "die Terroristen zu bekämpfen", sagte er. Die Armee mobilisierte inzwischen 33 000 Reservisten für eine etwaige Bodenoffensive.

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:"Selbst Hunde lassen wir nicht vor die Tür"

Angst, Frust, Verzweiflung, Erschöpfung: Israelische Raketen schlagen im Gazastreifen ein, zertrümmern Häuser, verletzen, töten - und in Israel schlagen Raketen aus Gaza ein. Protokolle von Menschen zwischen den Fronten.

Von Antonie Rietzschel

Hamas lehnt Gespräche über Feuerpause ab

Die radikalislamische Hamas lehnt Gespräche über eine Feuerpause bislang ebenfalls kategorisch ab. Sie und andere militante Organisationen feuerten seit Dienstag mehr als 500 Mörsergranaten und Raketen auf israelische Ziele. 140 weitere Geschosse wurden von der israelischen Luftabwehr abgefangen, wie das Militär mitteilte.

Sitzungen des UN-Sicherheitsrates bisher ergebnislos

Nach ergebnislosen Sitzungen des UN-Sicherheitsrates beantragte Kuwait am Freitagabend eine Dringlichkeitssitzung der Außenminister der Arabischen Liga (AL). Diese hat daraufhin eine Sondersitzung für Montag einberufen. Demnach wollen die Außenminister der arabischen Staaten am Abend in Kairo über die aktuelle Lage beraten.

Die USA hatten am Freitag angeboten, ihre Verbindungen in Nahost für die Vermittlung einer Waffenruhe zu nutzen: "Je schneller wir eine Waffenruhe erreichen können, umso besser ist das für beide Seiten", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama. Das Weiße Haus habe in den vergangenen Tagen Gespräche sowohl mit Israel als auch mit den Palästinensern geführt.

Auslöser der Gewalt

Die israelischen Streitkräfte hatten am Dienstag ihre Offensive begonnen, um einen massiven Raketenbeschuss militanter Organisationen aus dem Gazastreifen zu stoppen. Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen.

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© SZ.de/dpa/Reuters/AFP/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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