Kreuther Klausur:"Diesmal kein Krawall"

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CSU-Landesgruppenchef Ramsauer verspricht vor der Tagung, dass über die Rolle des angeschlagenen Vorsitzenden Stoiber nicht diskutiert wird.

Peter Fahrenholz

Der neue CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer ist stets gut gebräunt. Das hat, außer dass es fesch aussieht, den Vorteil, dass ein plötzliches Erröten bei doppelbödigen Aussagen kaum zu erkennen ist.

Zudem hat Ramsauer einen burschikosen oberbayerischen Charme. Also gab er, als er im Schneetreiben von Kreuth mit der Frage gepiesackt wurde, ob denn CSU-Chef Edmund Stoiber an Gewicht verloren habe, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Antwort, Stoiber habe in der Tat über die Feiertage "etwas an Gewicht verloren".

Aber das war natürlich nicht politisch gemeint, sondern mehr diättechnisch. Tatsächlich stieg wenig später ein deutlich schlankerer Stoiber aus dem Wagen.

Die Frage nach dem politischen Gewicht des CSU-Vorsitzenden, die seit seinem plötzlichen Rückzug aus Berlin auch seine Partei heftig umtreibt, wird auf der traditionellen Klausurtagung der CSU-Landesgruppe nicht gestellt werden. Ja, sie ist dort geradezu ein Tabu, seitdem Michael Glos und Horst Seehofer, denen in der Vergangenheit immer mal wieder ein lästerliches Wort über Stoiber entschlüpft war, Bundesminister geworden sind.

"Fidel-Castro-artige Rede"

Vor allem Seehofer, der seine unverhoffte Berufung ins Kabinett praktisch ausschließlich Stoiber verdankt, übt sich seit Wochen in der christlichen Tugend der Dankbarkeit. Auch zum Auftakt in Kreuth gab Seehofer davon reichliche Kostproben.

Stoiber sei sowohl als Parteichef als auch als Ministerpräsident "völlig unangefochten", sagte Seehofer, er werde die CSU auch "in die nächsten Aufgaben führen". Ob zu den nächsten Aufgaben auch die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2008 gehört, sagte Seehofer nicht so eindeutig.

Dafür legte der Parteivize, dem immer wieder nachgesagt wird, er könne sich selbst als CSU-Vorsitzenden ganz gut vorstellen, ein kräftiges Treuebekenntnis zu seinem Parteichef ab. Stoiber sei ein "Erfolgsgarant" der CSU, alles andere werde "die Partei einer Zerreißprobe aussetzen".

Das werde "eine kontemplative Sitzung" werden, prophezeite ein CSU-Abgeordneter vor Beginn der Klausur. Stoiber werde eine "Fidel-Castro-artige Rede" halten, dann werde man sich ein wenig an der neuesten Umfrage laben und daraus den offiziellen Schluss ziehen, dass sich die Lage für die CSU doch wieder beruhigt habe. "Diesmal kein Krawall", versprach Ramsauer. Das wiederum hängt mit dem politischen Gewichtsverlust von Stoiber zusammen, über den natürlich niemand spricht. Denn einen richtigen Krawall kann sich die CSU derzeit schlicht und einfach nicht leisten.

© SZ vom 4. Januar 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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