Kreditinstitute:Die Deutsche-Chinesische-Arabische Bank

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Ein chinesisches Unternehmen investiert in die Deutsche Bank. Das mag manch einem unheimlich sein, für die Bank ist es endlich mal eine gute Nachricht.

Von Ulrich Schäfer

Gerade bemüht sich die Deutsche Bank, etwas deutscher zu sein als früher. In Anzeigen, Reden und Interviews versucht das größte Geldhaus der Republik, jene unselige Zeit hinter sich zu lassen, die geprägt war von Tricksereien in London, von zweifelhaften Geschäften an der Wall Street und von Geldwäsche-Skandalen in Russland. Es war eine Zeit, in der die internationalen Investmentbanker in der Bank den Ton angaben und sie die hiesigen Filialen und deren Kunden als eher lästiges Anhängsel betrachteten.

Heute weiß die Deutsche Bank, geführt von einem britischen Vorstandsvorsitzenden und einem österreichischen Aufsichtsratschef, dass sie ohne ein gewisses Maß an Heimatverbundenheit auf Dauer nicht auskommt. Zugleich erlebt die Deutsche Bank aber auch, was anderen Unternehmen in Deutschland ebenfalls widerfährt: ihre Eigentümer werden internationaler, und sie kommen zunehmend aus Weltregionen, die früher nicht so stark in Deutschland investiert haben. Vor drei Jahren stieg zunächst das Emirat Katar bei der Deutschen Bank ein, mit zwei Fonds, die Mitgliedern der Herrscherfamilie gehören; die arabischen Investoren lösten den USFinanzkonzern Blackrock als größten Anteilseigner ab. Und es gibt einen noch bedeutenderen Eigentümer: ein chinesisches Unternehmen namens HNA. Weil diese Abkürzung den meisten hierzulande nichts sagt (und Medienkundige allenfalls an die Hessisch/Niedersächsische Allgemeine denken), ist nun - arg pauschalisierend - von "den Chinesen" die Rede.

Erst interessiert Maschinenbau, dann das Geldgewerbe

HNA ist kein Staatskonzern, sondern ein privates Unternehmen. Die Firmengruppe von der Insel Hainan ist mit seinen 180 000 Angestellten vor allem in der Luftfahrt tätig, als Betreiber etlicher Airlines und seit Jüngstem auch als Eigentümer des Flughafens Frankfurt-Hahn. HNA erwirbt bei der Deutschen Bank einen Anteil von 9,9 Prozent, was einerseits einen gewissen Einfluss sichert, aber keine wirklichen Durchgriffsrechte bringt - anders als sie die neuen chinesischen Eigentümer beim Roboterbauer Kuka bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser besitzen. Und doch ist es bemerkenswert, dass Unternehmen aus der Volksrepublik sich nicht mehr bloß für deutsche Maschinenbauer interessieren, sondern auch für hiesige Banken.

Dies belegt dreierlei. Erstens: Die deutschen Kreditinstitute haben, neun Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise, endlich das Schlimmste hinter sich; die Käufer aus China hätten auch früher schon zu niedrigeren Kursen einsteigen können - doch sie haben gewartet. Zweitens: Der Expansionsdrang der chinesischen Unternehmen erreicht eine neue Stufe. Zunächst haben sie Technologie erworben, im Maschinenbau, bei Betonpumpen oder Robotern. Nun suchen sie einen breiteren Zugang in die deutsche Wirtschaft; und den bieten Banken eben stärker als Industrieunternehmen. Und drittens: Die Deutsche Bank leidet hierzulande, bei Bürgern und Politik, immer noch unter ihrem schlechten Image - im Ausland dagegen ist ihr Ansehen inzwischen sehr viel besser.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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